FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024

einen eigenen ELTIF angekündigt? Lemke: Wir sind von der Sinnhaftigkeit des ELTIF überzeugt und müssen im Vertrieb Überzeugungsarbeit leisten. Für ihn ist das Produkt ja auch neu, und der Berater kann es nicht genauso verkaufen wie andere Produkte. Die Vermittler müssen mit den richtigen Argumenten bestückt werden. Ich gebe aber zu: Wenn wir nur in Deutschland tätig wären, würden wir viel- leicht noch ein bisschen abwarten, wie sich der ELTIF etabliert. Aber weil uns Öster- reich sehr am Herzen liegt, wollen wir bei den ersten Anbietern dabei sein, die mit dem ELTIF in Österreich präsent sind. Schmolmüller: Der ELTIF kommt langsam in den Köpfen der Berater an, weil es in der Fachpresse mehr Berichterstattung gibt. Viele Berater, die früher geschlossene Fonds verkauft haben und seit 2014 durch das AIFM-Gesetz blockiert waren, scharren inzwischen mit den Hufen, weil sie ihren Kunden wieder ein Private-Equity-Produkt anbieten möchten. Die Berater „scharren mit den Hufen“? Schmolmüller: Viele Finanzberater warten auf ein konkretes Produkt von uns und sicher auch von anderen Anbietern. Wir werden fast wöchentlich gefragt, wann es mit dem ELTIF so weit ist. Ich würde sogar sagen, dass die Nachfrage größer als in Deutschland ist, weil wir hierzulande für normale Privatanleger keine Publikums- AIFs wie in Deutschland haben. Welches Umsatzpotenzial sehen Sie gene- rell für den ELTIF?WelchesVolumen trauen Sie sich zu? Lemke: Aus meiner Sicht besteht die Not- wendigkeit, das Geld für die Altersvorsorge auch in Private Markets zu allokieren. Dementsprechend groß ist das Potenzial. Wenn nur einige wenige Prozent in ELTIFs investiert werden, würde jedes Jahr ein zweistelliger Milliardenbetrag in diesem Fondssegment platziert werden. Der Weg dorthin ist aber lang. Das wird ein Mara- thon. Schmolmüller: Ich sehe ein großes Potenzial und blicke deshalb mindestens so positiv in Zukunft wie damals vor 2014, als wir sehr erfolgreich unterwegs waren. Sie tun ja so, als würden in Österreich jähr- lich hunderte Millionen Euro platziert wer- den können. Das war aber mit dem alten geschlossenen Fonds nicht der Fall. Schmolmüller: Ich halte es für möglich, dass wir zwischen 20 und 30 Millionen Euro pro Jahr platzieren, wenn wir ein durch- gängiges Produktangebot haben. Wir ha- ben in den vergangenen Jahren, in denen in Österreich nicht viel zu holen war, unse- re Vertriebspartner und Kunden intensiv betreut. Das wird sich bezahlt machen. Ist denn der Vertrieb auf den ELTIF vorbe- reitet, sollte er in Kürze verfügbar sein? Schmolmüller: Wir führen mit bestehenden und potenziellen Vertriebspartnern Gesprä- che und versorgen sie, so gut es geht, mit Vorabinformationen. Deshalb können wir sehr schnell im Vertrieb starten, wenn unser Produkt fertig ist. Planen Sie, den Vertrieb des ELTIF auf unsere Nachbarländer auszuweiten? Schmolmüller: Wir evaluieren die Märkte in den Nachbarländern, in denen wir gute Kontakte haben oder aus denen Anfragen zu uns kommen. Wir denken das Thema aber langfristig, weil sich der Aufwand für den Vertrieb eines Fonds nicht rentiert. Worauf kommt es an, und wie entscheiden Sie, wohin Sie den Vertrieb ausdehnen? » Es gibt nichts Robusteres als ein breit gestreutes Private- Equity-Portfolio. « Norman Lemke, RWB KURZ-VITA: Norman Lemke Norman Lemke ist Mitgründer und Vorstand der RWB Private Capital Emissionshaus AG und des Mutterunternehmens Munich Private Equity AG. Vor der Unternehmensgründung hat der Diplomkaufmann als Steuerberater gearbeitet. FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN SACHWERTE Birgit Schmolmüller + Norman Lemke | RWB 148 fondsprofessionell.at 2/2024

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