FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024
Branchenentwicklungen nicht überrascht. Im Gegenteil, es verstärkt sich nötigenfalls mit weiteren Experten, um dynamisch und flexibel agieren zu können. Birgit Schmolmüller: Die Transformation eines Unternehmens gelingt mit Private Equity sehr gut. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele in unserem Portfolio, etwa die Innio Group in Tirol, die früher auf die Produktion herkömmlicher Gasmotoren spezialisiert war. 2018 stieg der Investor Advent International ein, und gemeinsam wurde die grüne Wende eingeleitet. Heute ist Innio ein führender Anbieter von „grü- nen“ Gasmotoren, die mit erneuerbaren Gasen oder Wasserstoff betrieben werden. Mit einem guten Management und Kapi- tal imHintergrund schaffen Private-Equity- finanzierte Unternehmen so eine Wende deutlich besser und schneller als andere. Warum ist das Ihrer Meinung nach so? Lis- ted Equity kann ja nicht tatenlos dabei zu- sehen, wie sich die Branchen verändern. Schmolmüller: In dem Segment, in demwir tätig sind, beteiligen sich die Private-Equi- ty-Fonds mit mindestens 51 Prozent an den Unternehmen – mit der entsprechen- den Gestaltungs- und Entscheidungsmacht. Es ist ein Vorteil für nicht börsennotierte Unternehmen, dass die Reaktionszeiten und die Entscheidungs- und Kommuni- kationswege kurz und effizient sind. Woher rührt denn das bemerkenswerte Interesse der Finanzindustrie an Private Markets? Institutionelle Investoren sind zur- zeit offen für entsprechende Anlagen, viele Asset Manager öffnen sich Privatanlegern. Lemke: Am Ende der Niedrigzinsphase wurde der Leidensdruck im Fixed-Income- Sektor immer größer. Deshalb hat man sich verstärkt die Private Markets ange- sehen. Nach der Zinswende gab es einen Umkehrtrend. Ich frage mich aber, wie die größer werdende Rentenlücke langfristig finanziert werden soll? Wenn das gesamte private Kapital in die Aktienmärkte fließt, wird dieser Sektor irgendwann völlig über- bewertet sein. Es besteht daher aus meiner Sicht die Notwendigkeit, in Private Markets zu investieren. Die Privatkunden bieten jedenfalls ein Potenzial, in diesemMarkt zu wachsen. Es ist zwar schön, mit den Ver- mögenden zusammenzuarbeiten. Aber die große Geldmasse befindet sich bei den Privatkunden. Jetzt wollen Asset Manager dieses Segment erschließen, und wir hof- fen, von diesem Rückenwind auch zu profitieren. Schmolmüller: In Deutschland sind 97 Pro- zent der mittelständischen Unternehmen nicht börsennotiert, in den USA sind es 85 Prozent. Zudem ist zu beobachten, dass es in letzter Zeit viele Delistings gab. Aus die- sen Gründen kann man die Private Mar- kets nicht dauerhaft ignorieren. Wir neh- men auch in den Banken ein wachsendes Interesse wahr, insbesondere im Private Banking. Vielleicht ist jetzt nach einem längeren Anlauf einfach die Zeit reif dafür. Aktuell kommen laufend neue ELTIFs auf denMarkt. Allerdings reißt sich der Vertrieb nicht gerade um dem ELTIF und ist noch sehr verhalten.Warumhaben Sie trotzdem » Wir werden fast wöchentlich von Beratern gefragt, wann es mit dem ELTIF so weit ist. « Birgit Schmolmüller, RWB FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN fondsprofessionell.at 2/2024 147
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