FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024

Immer mehr Anbieter von Private-Market-Investments setzen auf den ELTIF. Ein Selbstläufer im Vertrieb ist das relativ neue Anlagevehikel aber nicht, obwohl Private-Equity-Fonds in den vergangenen Jahren eine gute Performance gezeigt haben. T rotz der guten Performance der Ak- tienmärkte nahm das Investoreninter- esse an den Private Markets in den vergan- genen Jahren zu. Das hat gute Gründe, wie Norman Lemke imGespräch mit FONDS professionell erläutert. Das von ihmmitge- gründete RWB Emissionshaus konzentriert sich auf das Segment mit kleinen und mitt- leren Buy-outs in Europa und Nordameri- ka. Seit dem Jahr 1999 sind die „Global Market Fonds“ (auch als Fondsreihe „Inter- national“ geführt) das Kernprodukt des Anbieters. Mit ihnen warb RWB bisher mehr als eine Milliarde Euro bei deutschen und österreichischen Privatinvestoren ein. Seit Kurzem befindet sich ein European Long-Term Investment Fund (ELTIF) bei RWB in der Pipeline, der anders als ein Alternativer Investmentfonds (AIF) auch in Österreich an Kleinanleger verkauft werden darf. Deshalb freut sich RWB-Austria- Geschäftsführerin Birgit Schmolmüller auf ein Comeback im Fondsvertrieb. Herr Lemke, welche Entwicklungen domi- niere derzeit den Private-Equity-Markt? Norman Lemke: Die Krisen, die Inflation und die Zinswende schlagen auf den Markt durch. Das Wichtigste, das mit dem Zinsanstieg passiert ist: Die Preisvorstellun- gen, die Käufer und Verkäufer haben, sind auseinandergegangen. Deshalb gingen die Transaktionen zurück, am deutlichsten bei den Large- und Mega-Buy-outs, bei denen die Fremdfinanzierungsquoten tendenziell höher sind. Im Lower-Mid-Markt, in dem wir aktiv sind, spielt die Fremdfinanzierung traditionell nicht so eine große Rolle. Können die Asset Manager den Transak- tionsrückgang aussitzen, solange die Prei- se auseinanderklaffen? Lemke: Besser als in anderen Branchen! Es gibt nichts Robusteres als ein breit gestreu- tes Private-Equity-Portfolio. Wir waren an einer Firma beteiligt, die weltweite Kreuz- schifffahrten organisiert und von der Covid-19-Pandemie natürlich extrem betroffen war. Parallel dazu waren wir aber an Fernlehrinstituten und Lieferservices beteiligt. Sie profitierten von diesem exter- nen Schock. Ein Fonds, der nicht an der Börse notiert ist und über „Dry Powder“ verfügt, kann Schockphasen und vorüber- gehende Marktschwächen aussitzen. Nimmt der Transaktionsdruck nicht doch zu? Und wie reagieren die Preise darauf? Lemke: Der Transaktionsdruck nimmt zu, und das hat verschiedene Gründe. Die Fonds müssen das Investorenkapital inves- tieren, gleichzeitig laufen günstige Finanzie- rungen aus, die mit teureren abgelöst wer- den müssen.Wir sehen daher, dass sich die Preisvorstellungen wieder annähern und die Unternehmenspreise wieder sinken. Es findet ein Strukturwandel statt, der alle Investments trifft.Wie geht ein Asset Mana- ger damit um, dass frühere Trends heute aus der Mode sind und andere Branchen viel gefragter sind? Das Bestandsportfolio lässt sich ja nicht einfach so tauschen. Lemke: Private Equity ist langfristig orien- tiert. Wer nur auf Trends setzt, wird kaum zu den guten Managern zählen. Ein pro- fessionelles Asset Management ist von den „Viele Berater scharren mit den Hufen“ » Wer nur auf Trends setzt, wird kaum zu den guten Managern zählen. « Norman Lemke, RWB SACHWERTE Birgit Schmolmüller + Norman Lemke | RWB 146 fondsprofessionell.at 2/2024

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=