FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024

Editorial MEINUNG D ie regulatorische Flut aus Brüssel nimmt kein Ende. Ein jüngstes Beispiel ist die Open-Finance-Verordnung (FIDA-VO). Den Prozess zur Gesetzgebung der neuen Ver- ordnung, deren Ziel darin besteht, die Weitergabe von stan- dardisierten Kundendaten zwischen unterschiedlichen Anbietern zu erleichtern, sollten alle Finanzdienstleister im Auge behalten. Die EU-Wahl wird ihn verzögern, man muss man aber davon ausgehen, dass die Trilog-Verhand- lungen zwischen Kommission, Parlament und Rat noch Ende 2024 beginnen und ein entsprechender Gesetzestext somit 2025 vorliegen wird.Mit der „Financial Data Access“- Verordnung will man Umwälzungen innerhalb der Bran- che bewirken.Wenn Kunden dies wünschen, sollen Finanz- dienstleister wie Banken oder Versicherungen anderen An- bietern Einblick in sämtliche Finanzdaten gewähren – dies soll erklärtermaßen den Wettbewerb intensivieren. Im Klar- text heißt das, dass man mit der neuen Regelung Anbieter- wechsel für Kunden erleichtern möchte, die nach Einschät- zung der EU derzeit vor allem auch an fehlenden Daten- schnittstellen scheitern. Ob diese Einschätzung richtig ist, sei dahingestellt, fest steht, dass Anbieterwechsel in Zukunft einfacher werden könnten – man denke an den Tausch des Energieversorgers, der heute beinahe auf Knopfdruck mög- lich ist. Im Vorfeld der Verordnung ist es daher wichtig, die eigenen Bestände dahingehen zu prüfen, wie gut die Kun- denbeziehung im Einzelfall tatsächlich ist. Vor allem „un- betreuten“ Kunden wird es in Zukunft voraussichtlich leichter fallen, abzuwandern. Da die neue „Freiheit“ in bei- de Richtungen funktioniert, könnte die Umsetzung der Verordnung aber auch neue Geschäftsmodelle ermögli- chen. In einer offeneren Finanzwelt kann man auch zu den Profiteuren zählen. Besonders gute Karten sollte man dann haben, wenn man Allfinanzberatung anbieten kann, denn wenn Vermittler künftig alle Finanzdaten ihrer Klientel sehen, dann sollten sie dies dafür nutzen, ganzheitlich zu beraten und ihr Produktangebot breiter aufzustellen. FP Eine offenere Finanzwelt Ihr Georg Pankl, Chefredakteur fondsprofessionell.at 5./6. MÄRZ fondsprofessionell.at 2/2024 11 FOTO: © MARLENE FRÖHLICH FÜR FONDS PROFESSIONELL

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