FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2024

Die Grenzen verschieben Der Aufstieg der Frontier Markets verläuft selten ohne Rückschläge. Doch aktive Manager erzielen mit Erfahrung, Expertise und manchmal raschen Entscheidungen eine deutliche Outperformance. V or wenigen Monaten machte Viet- nams Premier Phạm Minh Chinh bei einemUSA-Besuch einen Abstecher an die New Yorker Wall Street und läutete den Handelsstart der NYSE ein. Zwar kommt Vietnams Börse mit rund 250 Mil- liarden US-Dollar nur auf etwa ein Prozent der Marktkapitalisierung der größten Börse der Welt, doch in der Liga der Frontier Markets ist Vietnam der Platzhirsch – und gilt als heißer Aufstiegskandidat in die Gruppe der etablierten Schwellenländer. Wenn Emerging Markets die Wirtschafts- stars von morgen sind, dann sind die Fron- tier-Länder die Champions von übermor- gen. Ihre Finanzmärkte stehen noch weit am Anfang der Entwicklung und öffnen sich erst nach und nach für ausländische Investoren.Unter Fondsmanagern gilt diese Ländergruppe als Revier für Spezialisten. Doch die besten Fonds erzielen oft eine starke Performance. Den Begriff der Frontier Markets prägte in den 1990er-Jahren die Ökonomin Farida Khambata, die in der Emerging Market Database (EMDB) der Weltbanktocher IFC Daten über die Länder veröffentlichte, deren Finanzmärkte zu klein, zu wenig ent- wickelt und zu illiquide für die großen Schwellenländerindizes waren. In den 2000er-Jahren brachte S&P dann mit dem Select Frontier den ersten investierbaren Aktienindex für die Ländergruppe heraus. MSCI und Russell folgten, und bei den Anleihen zog J.P. Morgan 2011 mit dem Nexgem Index nach. Je nach Definition und Index zählen heute rund 30 Länder zu den Frontier Markets.Das Anlagespektrum wechselt häufig: Die einen Länder steigen in die Emerging-Markets-Liga auf, andere steigen ab. Argentinien wechselte bereits häufiger zwischen den Kategorien, zuletzt entfernte der Indexanbieter MSCI das Land vor drei Jahren aufgrund von Kapital- verkehrskontrollen aus beiden Indizes. Schlüssel zum Erfolg Der Kursverlauf des ersten Frontier-Mar- kets-Aktien-ETF von Xtrackers seit Auflage 2008 sagt viel über die Natur der Grenz- märkte aus: Die Rendite ist mit annuali- siert minus 1,07 Prozent und einem auf- summierten Verlust von rund 15 Prozent in 16 Jahren enttäuschend. Das wahre Po- tenzial dieser Märkte ist aber weit größer: Frontier Markets gelten als typische Alpha- Märkte – mit der richtigen Auswahl lassen sich hohe Renditen erzielen. Viele aktive Frontier-Aktien-Manager übertreffen ihre Benchmarks regelmäßig. Auch der Active Share – also die Abweichung von der Benchmark – ist bei den Fonds durch- gehend hoch und liegt regelmäßig über 80 oder sogar weit über 90 Prozent. „Wir haben ein Sammelsurium von Märkten“, sagt Stefan Böttcher, der mit dem Magna New Frontiers rund 500 Millionen Euro durch die Frontier Markets navigiert. » Vietnam und Rumänien zählen zu den aussichts- reichsten Kandidaten einer Index-Inklusion. « Emre Akcakmak, East Capital Bulle und Bär stehen sich nicht nur vor der Frankfurter Börse gegenüber, sondern auch in Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon. Vietnams Börse ist die mit Abstand größte der sogenannten Frontier Markets. MARKT & STRATEGIE Frontier Markets 96 fondsprofessionell.at 1/2024 FOTO: © DUCVIEN | STOCK.ADOBE.COM

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