FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2024
nierte Grenze in Bezug auf den tolerier- baren Anteil des Frackinggeschäfts von Öl- förderunternehmen überschritten wurde. Heuser: Bitte noch einWort, warum es eine aktiv gemanagte ETF-Variante Ihres Frank- furter Aktienfonds braucht. Fischer: Als Variante würde ich es gar nicht bezeichnen. Unter dem reinen ESG-Ge- sichtspunkt unterliegt der ETF zwar den gleichen Kriterien wie unser Ursprungs- fonds. Das Investmentkonzept ist aber ein ganz anderes. Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ist zu Recht als Mischfonds kategorisiert. Denn wir versuchen über die aktive Steuerung der Aktienquote, die je nach Marktsituation zwischen 60 und 90 Prozent beträgt, Wertschwankungen mög- lichst gering zu halten. Im ETF spielt das so gut wie keine Rolle, denn der ist ja bewusst jederzeit voll investiert in Werte, die auf unserer Longlist stehen. Auf einen kurzen Nenner gebracht, könnte man sagen: Wer weniger Volatilität möchte, investiert in den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, wer eine höhere Performance sucht, ent- scheidet sich für unseren Modern Value ETF. Denn die Investmentidee hinter bei- den folgt dem gleichen Prinzip. Heuser: Vielen Dank für das Gespräch! HANS HEUSER FP Analystenurteil von Roland Kölsch: „Ehrliches ESG-Minimum-Investment“ Der Milliarden-Mischfonds Frankfurter Aktien- fonds für Stiftungen, der sich seit seiner Auflage 2008 dem „Modern Value Investing“ verschrieben hat und diesem auf Qualitätsaktien fokussierten Stockpicking treu bleiben möchte, formuliert für sich selbst keinen Anspruch wirkungsorientierter Nachhaltigkeit. Trotzdem spielt ESG seit rund zehn Jahren eine wichtige Rolle als Hygiene- faktor, um das Portfolio „sauber“ von uner- wünschten Geschäftsaktivitäten zu halten, mit denen Fondsmanager Frank Fischer ein- fach keine Gewinne erwirtschaften möchte. Um diesem „Feel good“-Faktor gerecht zu werden, wird eine hohe Anzahl an Aus- schlusskriterien umgesetzt, die sich am Leitfaden der Evangelischen Kirche, am FNG-Siegel und einer NGO orientieren. Auch wenn dies zur paradox erscheinenden Kon- sequenz führt, dass der Fondsmanager, der sich Warren Buffett zumVorbild nimmt, vor zwei Jahren das für den Graham/Dodd- Value-Ansatz wie kein zweites stehende Unternehmen Berkshire Hathaway wegen zu starker Involvierung in Fracking-Aktivitäten (Occidental Petroleum) verkauft hat. Ein ehrlicher Beleg der kompromisslosen Umsetzung der Negativkriterien. Passend zum Anlagestil und der intensiven Aus- einandersetzung mit den investierten Unterneh- men konzentriert sich Fischer bei ESG stark auf die Governance-Komponente; nicht selten in Abweichung zu den standardisierten Analysen der Nachhaltigkeitsagentur des Hauses. Punktuell spielen Unternehmen, die explizite Beiträge zur Lösung ökologischer Probleme liefern, eine Rolle. Dies aber, weil sie als Small Cap sowieso auf dem Bewertungsradar auftauchen. In puncto Stewardship kann in Form von Engagement und gezielter Stimmrechtsausübung kaum die Rede sein. Insgesamt ist der Fonds ein ehrliches „Basic-ESG-Investment“ ohne Wirkungsambition, der sich durch die erfolg- reiche Zertifizierung mit dem FNG-Siegel (mit einem Stern) aus dem Sammelbecken nichtssagender Artikel-8-Fonds hervorhebt, indem er klar definierte Mindeststandards erfüllt und darüber hinausgehende Nach- haltigkeitselemente umsetzt. Anmerkung: Dies ist ein Kommentar, keine profunde Analyse, wie sie im Rahmen der externen SRI-Due-Diligence bei der FNG- Siegel-Zertifizierung erfolgt, auch wenn Teile hier einfließen. Der Rest ergibt sich aus dem geführten Interview und weiteremMaterial. ISIN: DE000A0M8HD2 Agio: 5,0 % Laufende Kosten: 1,31 % Erstausgabedatum: 15.1.2008 Fondsmanager: Frank Fischer 100% 110% 120% 130% 140% 150% 160% 170% ’24I I I I ’20 I I I I I ’15 I ’14 Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen IndexMischfonds Aktienorientiert Frank Fischer, Shareholder Value Management MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Frank Fischer | Shareholder Value Management 80 fondsprofessionell.at 1/2024 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH NACHHALTIG NACHGEFRAGT
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