FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2024

Aktuell kaum. Die Nachfrage im euro- päischen Markt kommt weitgehend aus dem Privatkundenmarkt und von ver- mögenden Einzelpersonen oder Familien. Wenig beachtet wird, dass auch Unter- nehmenskunden Bedarf haben – meist große, börsennotierte Unternehmen, die aus Diversifizierungsgründen Krypto-Assets kaufen. Da haben wir Kunden. Und da se- hen wir auch, dass Firmenkundenbanken sukzessive Krypto in ihr Portfolio aufneh- men. Bei großen Transaktionen gibt es auch im traditionellen Finanzsystem oft Geldwä- schefragen. Wie oft müssen Sie eigentlich einen Deal zurückweisen? Sehr selten. Das liegt auch daran, dass wir seit 2020 nach der EU-Geldwäschepräven- tionsverordnung AMLD5 reguliert sind. Wir haben dieselben Vorgaben wie jede Bank. Herkunftsnachweise sind für uns Tagesgeschäft. Wir haben den Vorteil, dass auf der Blockchain alles für immer gespei- chert ist.Wenn ein Kunde sagt, er hat 2015 bei einer Börse Geld einbezahlt und gehal- ten, können wir das mit unseren forensi- schen Tools leicht überprüfen. Bitpanda arbeitet an einer KI-Anwendung für Vermögensverwaltung und -beratung. Oft wird einem ja etwas als KI präsentiert, und am Ende ist es ein einfaches regelba- siertesWenn-Dann-System, wo ichmich in drei Risikokategorien einordnenmuss.Wie wollen Sie KI in die Assetverwaltung brin- gen – ist es bei Ihnen etwas ausgefeilter? Also hoffentlich schon! Wie das Produkt genau aussieht, ist noch nicht definiert. Künstliche Intelligenz kann zum einen einen Beitrag zur Individualisierung der Investments leisten und eine persönliche Veranlagungsstrategie entwerfen. Zum an- deren geht es um Information und Kom- munikation. Man soll so wie im Private Banking qualitativ hochwertig betreut wer- den, was es für die Masse heute nicht gibt. Daran forschen wir seit vergangenem Jahr. Unsere KI soll ein Private Banker für die Hosentasche sein. Wird Bitpanda in absehbarer Zeit ausgefeil- tere Fondslösungen auflegen? Ein Derivat auf Geldmarktfonds gibt es ja schon. Das ist aktuell nicht geplant. Wir haben Vehikel wie bei Bitpanda Crypto Indizes, wo man über einen Index in die Entwick- lung der Top 5 oder der Top 25 am Kryp- tomarkt investieren kann. Das ist aus steuerlichen Vorteilen für den Kunden nicht als Fondslösung umgesetzt, sondern so, dass man am Ende direkt ins Asset investiert. Das ist so, wie erst beschrieben, bei den Aktien oder ETFs, die wir auch mit den jeweils realen Werten hinterlegen. Bitpanda hat 2023 die Unternehmensstruk- tur geändert. Über der österreichischen GmbH firmiert eine Holding in der Schweiz. Der Grund: besserer Zugang zum Kapital- markt. Sehen wir bald einen Börsengang? Aktuell planen wir keinen.Wir konzentrie- ren uns darauf, Lösungen für unterschied- liche Kundengruppen und Partnersegmen- te aufzubauen.Wir haben mit dem Schritt Möglichkeiten für die Zukunft geschaffen, haben aber keine Planung in die Richtung. Stehen private Finanzierungsrunden an? Aktuell nicht. Wir haben das Geschäft nach dem schwierigen Jahr 2022 so gestal- tet, dass wir wieder profitabel sind, unser Modell funktioniert. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP VITA: L. Enzersdorfer-Konrad ist seit gut fünf Jahren bei Bitpanda und dort aktuell stell- vertretender Geschäftsführer. Er ist auch CEO der Bitpanda Technology Solutions, die unter anderem technische Lösun- gen für Bankkooperationen kreiert. Davor leitete Enzersdor- fer-Konrad bei der RLB NÖ-Wien den Bereich Digitalisierung. Die RLB bietet seit 2024 Bitpanda-Produkte in ihrem Online- banking an. Enzersdorfer-Konrad war unter anderem auch bei der Zertifikatespezialistin Raiffeisen Centrobank sowie bei der Erste Group (Bereich Accounting) tätig. » Daran forschen wir seit vergangenem Jahr. Unsere KI soll ein Private Banker für die Hosentasche sein. « Lukas Enzersdorfer-Konrad, Bitpanda FOTO: © GÜNTER MENZL BANK & FONDS Lukas Enzersdorfer-Konrad | Bitpanda 252 fondsprofessionell.at 1/2024

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