FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2024
Anleger. Bekamen Sie das ebenfalls zu spüren? Natürlich beobachte ich das, aber die DWS betreibt kein Zertifikategeschäft mehr. Der Markt war ja jahrelang tot. Insofern ist es müßig, dem nachzutrauern.Nun sind Zer- tifikate wieder ins Rampenlicht gelangt. Gewiss hat ihre Rückkehr unsere Mittel- zuflüsse etwas geschmälert. Aber ich bin überzeugt, dass – wenn die Zinsen sinken – die Attraktivität von Zertifikaten wieder zurückgehen wird.Während Zertifikate in der Regel das Risiko eines einzelnen Emit- tenten aufweisen, sind Investmentfonds – auch bei niedrigen Risikoklassen – breit diversifiziert und bieten den Anlegern zudem durch regelmäßige Reportings eine hohe Transparenz. Das spricht auch lang- fristig für Investmentfonds. Streben Sie im Vertrieb auch Kooperatio- nen mit neuen Akteuren wie etwa Neo- brokern an? Wir pflegen bereits sehr viele Partnerschaf- ten, auch mit Neobrokern und anderen Fintechs. Das Wachstum in diesem Feld ist erheblich.Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Privatanleger, die sich in Investmentprodukten engagieren, deutlich gestiegen. Wir werden dort weiter investie- ren, um Privatkunden einfachen und kos- tengünstigen Zugang zu unseren ETFs und aktiven Fonds zu ermöglichen, und auch die finanzielle Bildung über unsere Inhalte vorantreiben. Gleichwohl sind unsere klassischen Vertriebspartnerschaften nach wie vor überaus bedeutsam – was sich im verwalteten Vermögen und den Erträgen widerspiegelt. Der klassische akti- ve Investmentfonds bleibt noch viele Jahre ein interessantes Produkt. Ihr Haus hat auch angekündigt, sich bei Krypto-Anlagen zu engagieren. Wir haben uns das ganz klar auf die Wachstumsagenda geschrieben. Die Frage ist natürlich, inwiefern Krypto-Investments von unseren Vertriebspartnern und deren Kunden angenommen werden. Denn wenn in Bankfilialen zu Bitcoin und Co. beraten werden soll, müssen viele Prozesse aufgesetzt werden, um etwa dem Verbrau- cherschutz oder der Geldwäscheprävention zu entsprechen.Das kostet zunächst einmal Geld. Im klassischen Wholesale-Kanal könnten daher viele Akteure zu dem Schluss kommen, dass sie keine Krypto- Assets benötigen, solange es noch genug andere Investitionsmöglichkeiten gibt. Bei institutionellen Kunden und Selbstent- scheidern glauben wir aber, dass wir als DWS über unsere Expertise einen Zugang, beispielsweise zu Krypto-ETPs, ermögli- chen können. Ihr Starmanager Klaus Kaldemorgen lehnt es hingegen strikt ab, Bitcoin und Co. in sei- nen Fonds zu legen. Klaus Kaldemorgen hat auch gute Gründe dafür, dass er keine Krypto-Assets in seinem Fonds möchte. Die Volatilität ist hoch. Auf der anderen Seite gibt es eine Zielgruppe für Krypto-Angebote. Insofern wären wir als DWS ja aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht gut beraten, wenn wir diese Kundengruppe nicht an die Hand neh- men und in einem geregelten, sicheren Umfeld mit entsprechenden Produkten zusammenbringen. Ich sehe den Vertrieb holistisch und nicht dogmatisch. Ich ver- kaufe Kunden gern Produkte, die zu ihnen und ihren Bedürfnissen passen – seien es aktive, passive oder alternative Ansätze. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER FP » Nun sind Zertifikate wieder ins Rampenlicht gelangt. Gewiss hat ihre Rückkehr unsere Mittel- zuflüsse etwas geschmälert. « Gero Schomann, DWS KURZ-VITA: Gero Schomann Gero Schomann bekam 2021 bei der DWS die Vertriebslei- tung für Deutschland und Österreich übertragen. Schomann war zuvor Operativchef und Leiter der Geschäftsentwicklung. Davor arbeitete er bei der Konzernmutter Deutsche Bank. Schomann studierte Betriebswirtschaftslehre an den Univer- sitäten Göttingen und Berlin. FOTO: © NIKOLA HAUBNER VERTRIEB & PRAXIS Gero Schomann | DWS 226 fondsprofessionell.at 1/2024
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