FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2024
Die Asset-Management-Industrie steckt in einem tiefgreifenden Wandel. Wie sich die Fondstochter der Deutschen Bank darauf einstellt, erläutert Gero Schomann , Vertriebsleiter der DWS für Deutschland und Österreich, im Interview. E igentlich gab die Deutsche Bank 2018 eine Perle an die Börse.Doch dann er- schütterte der Greenwashing-Skandal die Fondstochter DWS. Seit dem Gang aufs Parkett standen der Gesellschaft drei Chefs vor. Jede Rochade zog einen weiteren Per- sonalumbau nach sich. Zugleich verändert sich der Markt für Asset Manager.Wie das Haus mit den Turbulenzen zurechtkam und welche Schwerpunkte die DWS setzt, erläutert Gero Schomann, der die globale Wholesale Client Coverage und den Vertrieb in Deutschland und Österreich verantwortet. In diesen beiden Ländern verwaltet das Haus 420 Milliarden Euro. Herr Schomann, in den vergangenen Mo- naten hat die DWS zahlreiche Positionen neu besetzt. Wann kehrt in Ihrem Haus Ruhe ein? Gero Schomann: Für einen Asset Manager ist natürlich auch Stabilität wichtig. Perso- nelle Änderungen bringen immer etwas Unruhe mit sich. Aber grundsätzlich ist unser operatives Umfeld – das Portfolio- management und der Vertrieb – sehr stabil. Wir haben unsere Arbeit gemacht. Das zeigt sich auch an den Absatzzahlen für Deutschland und Österreich, also die Re- gion, für die ich verantwortlich bin. Selbst im Jahr 2022 erzielten wir hier Nettomittel- zuflüsse in Höhe von sechs Milliarden Euro. Das war angesichts der volatilen Zei- ten sehr erfreulich. Allerdings zogen Anleger 2022 von der DWS als Ganzes gut 20 Milliarden Euro ab. Und die Greenwashing-Vorwürfe stehen ebenfalls noch im Raum. Das will ich gar nicht wegdiskutieren. Aber wir sind wieder in einem recht soliden Fahrwasser unterwegs. Das zeigt sich auch an unseren Ergebnissen für 2023. Insge- samt betrug unser Nettomittelaufkommen mehr als 28 Milliarden Euro. Allein in Deutschland setzten wir 15,4 Milliarden Euro ab. Insbesondere Multi-Asset-Stra- tegien erfreuten sich großer Beliebtheit. Anleihenstrategien feierten ein Revival. Wobei von den Gesamtzuflüssen der DWS im Jahr 2023 mehr als 21 Milliarden Euro auf börsengehandelte Indexfonds entfallen, die niedrigere Gebühreneinnahmen ein- bringen. Der Trend zu passiven Produkten ist wei- terhin stark. Davon konnten wir auch mit unseren Xtrackers-ETFs enorm profitieren. Doch in der Berichterstattung bekommt man den Eindruck, dass das Passiv-Wachs- tum alles andere überdeckt. Das ist für den Bereich, den ich verantworte – also Deutsch- land und Österreich – aber nicht der Fall. Hier halten sich die Zuflüsse in aktive und passive Fonds ungefähr die Waage. Im in- stitutionellen Geschäft sehen wir vermehrt Interesse an passiven Lösungen, imWhole- sale-Segment überall dort, wo Portfolios mit Fondsbausteinen bestückt werden, und bei Selbstentscheidern. In der Beratung aber nicht. In unserem US-Geschäft dreht sich das Bild eher Richtung ETFs.Aufgrund des anderen regulatorischen Rahmens sind dort aktive ETFs ein großes Thema. „ Aktive Fonds bleiben noch viele Jahre interessant“ » Wir wollen nicht einfach immer nur neue ETFs auf den Markt wer- fen, denn damit können wir die strukturelle Ver- änderung des Marktes nicht allein stemmen. « Gero Schomann, DWS FOTO: © NIKOLA HAUBNER VERTRIEB & PRAXIS Gero Schomann | DWS 224 fondsprofessionell.at 1/2024
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