FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2024
nur rund 44.000 Euro einnimmt. War dir als angehende Profispielerin dieser extre- me Einkommensunterschied bewusst, und wie beeinflusst einen das? Ja, das war mir schnell bewusst. In meiner Jugend gab es weder eine Akademie noch Trainings- oder Sichtungscenter für Mäd- chen. Es gab eigentlich keinen Karriereweg für Mädchen im Fußball. Daher war es keine Überraschung, dass für die Spielerin- nen kein Geld da ist. Am Beginn meiner Karriere gab es bei Bayern München 200 Euro imMonat. Die Burschen bekommen oft mit 15 schon hoch bezahlte Profiverträ- ge. Ich hab nie Unsum- men verdient. Aber es war eine unbezahlbare Zeit. Ich habe das nie wegen des Geldes ge- macht. 200 Euro all-inclusive? Keine Zusatzzahlungen für Einsätze? Nein. Da heißt es, ent- weder du spielst für diesen Betrag oder nicht. Mit 15 habe ich ein Jahr in Österreich für ungefähr 50 Euro im Monat gespielt, in Mün- chen waren es dann um die 150, 200 Euro, bis ich 17 war. Ich kann mich noch an die ersten Aufstockungen auf 400 und später 600 Euro erinnern. Da war ich schon in der Stammelf und hab das erste Mal mit der Mannschaft den Cuptitel geholt. Die Prämie für den Pokalsieg war ein Kof- fer. Ein sehr guter Koffer, muss man sagen. Den hab ich immer noch. Ich würde das alles nicht tauschen. Geld kann nicht ersetzen, was der Fußball mir gegeben hat. Aber ich weiß heute auch, dass beides passen sollte. Es geht auch um Gleichberechtigung. Die niedrigen Gehälter im Frauenfußball werden oft so argumentiert, dass Damen- mannschaften eben weniger Geld einspie- len. Soll es eine finanzielle Gleichstellung mit den Herrenmannschaften geben? Man muss ausgewogen sein in der Beurtei- lung. Langfristig braucht es immer einen funktionierenden Business Case. Es stimmt auch, dass die Männer mehr Geld einspie- len.Die andere Seite ist: Eine Frauenmann- schaft kann schwer mehr einspielen, wenn nicht die gleichen Ressourcen bereitgestellt werden. Mittlerweile kommen Frauen- mannschaften immerhin in den Fanshops vor, sie spielen in den großen Stadien, und Vereinen wie Arsenal London gelingt es, dass die Spiele ausverkauft sind. Aber es ist nicht realistisch, dass man den Gender-Pay- Gap von null auf hundert beseitigt. Wich- tig ist, dass die Richtung stimmt und das Tempo nicht langsamer wird. Es muss eine Angleichung passieren. Wie ist diese zu erreichen? Die Bereitstellung von Infrastruktur ist das eine. Dafür ist oft kein Investment, sondern nur ein Commitment nötig. Zum Zweiten muss man investieren, ähnlich wie in Start-ups. Da wäre eine Quote nicht uninteressant, wo jeder Männerverein an den Frauenverein einen gewissen Prozentsatz abgibt. Es gibt seit Kurzem das Pan European Pension Product, „Pepp“, das es er- möglicht, eine private Pensions- vorsorge grenzüberschrei- tend mitzunehmen. Nur floppt es: Für die Ver- sicherungen ist es wegen eines Kosten- deckels nicht renta- bel. Solche Produkte wären für Karrieren wie deine zugeschnit- ten. Wie hast du das europaweite Arbeiten aus der Vorsorgesicht wahrgenommen? Mir war lange nicht be- wusst, wie kompliziert das ist. Aus heutiger Sicht muss ich sagen, solche Ange- bote wären für mich gut gewesen. Auch die staatlichen Systeme sind nicht sehr transparent. Ich ha- be in Österreich, » Es gab keinen Karriereweg für Mädchen im Fußball. « Viktoria Schnader- beck, Pro-Spective fondsprofessionell.at 1/2024 209
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