FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2024
Viktoria Schnaderbeck spielte in Europas Topfußballclubs. Wo bei den Männern Millionen flossen, erhielt sie ein paar Euro und einen Koffer als Pokalprämie. Ein Gespräch über Finanznöte junger Spitzenspielerinnen und über Vorsorgeberatung für Profisportler. A ls Kind kickte sie mit der Nachbars- jugend in der steirischen Idylle, später bei den Topclubs Bayern München und Arsenal London: Viktoria Schnaderbeck, Österreichs langjährige Teamkapitänin, gilt als eine der prägenden Figuren im Frauen- fußball; auch nach dem finalen Abpfiff. Sie beendete 2022 ihre aktive Karriere, gründe- te eine Sportagentur, tritt als Rednerin auf und meldet sich immer wieder mit Gedan- ken zu Sport und Gesellschaft. Viktoria, du bist nach dem Ende deiner Fußballkarriere sofort beruflich neu durch- gestartet. War für dich schon länger klar, wie es weitergeht? Viktoria Schnaderbeck: Ich war vorbereitet. Aber natürlich weiß man nicht, wie es einem dann wirklich geht. Schaffst du es mental? Fehlt dir der Lifestyle? Wie gehst du mit Routinen um? Bei mir war es so, dass ich als Fußballerin leider früh und viel verletzt war. Daher war mir ein Plan B wichtig. Ich habe in München die Matura gemacht, anschließend eine Berufsausbil- dung und dann studiert, damit ich, wenn es morgen mit dem Fußball vorbei ist, den selben Ausbildungsweg zurückgelegt habe wie andere. Gleichzeitig habe ich als aktive Fußballerin mit Keynote-Vorträgen begon- nen. Das hat mir geholfen, danach nicht bei null anzufangen. Was hast du studiert? Den Bachelor habe ich in Sportmanage- ment, denMaster inWirtschaftspsychologie. Was davon ist mehr deins, die Wirtschaft oder die Psychologie? Bei Zahlen, logischem Denken oder beim finanziellen Verständnis war ich immer schon gut. Was mich aber noch mehr fas- ziniert, sind die Menschen, wie jemand tickt oder handelt. Wie sieht gute Leader- ship aus, wie stößt man Veränderungen an? Hast du dich als „Zahlenmensch“ selbst früh für deine Finanzen interessiert? Als Kind hatte ich schon einen sehr be- wussten Umgang damit. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, und für mich war klar, dass Geld nicht selbstverständlich ist. Zuerst ist das Ersparte klassisch auf dem Sparbuch gelandet. In der Kabine wurde bei uns Mädels wenig über Finanzen gere- det. Unter Frauen ist das weniger Thema als unter Männern. Man informiert sich nicht gegenseitig. Bei mir war es so, dass ich als Fußballerin lange sehr wenig ver- dient habe, und ich bin wie viele davon ausgegangen, dass man mit wenig Geld nichts anlegen kann. Ein Irrglaube. Glück- licherweise hat mich meine Tante, die in einer Bank arbeitet, früh darauf aufmerk- sam gemacht, dass es auch für mich Mög- lichkeiten gibt. Wenn man jung ist, weiß man natürlich nicht genau, wie der Spar- plan aussieht. Heute mache ich mir viel intensiver Vorsorgegedanken, besonders seit es um die gemeinsame Zukunft mit mei- ner Frau und unserem Kind geht. Laut einer Untersuchung von Stepstone verdienen deutsche Fußballer in der 3. Liga durchschnittlich 120.000 Euro pro Jahr, wo- gegen eine Profifußballerin in der 1. Liga „Entweder du spielst für diesen Betrag oder nicht“ » Ich bin wie viele davon ausgegangen, dass man mit wenig Geld nichts anlegen kann. Ein Irrglaube. « Viktoria Schnaderbeck, Pro-Spective FOTO: © EPA | GARETH FULLER | ÖFB VERTRIEB & PRAXIS Viktoria Schnaderbeck | Pro-Spective 208 fondsprofessionell.at 1/2024
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