FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2024
mit Sitz in Linz zufolge kann ein Einsatz solcher Technologien etwa Geschwindig- keitsvorteile bei der Auswertung von Daten verschaffen. Dafür sei jedoch eine entspre- chende Ausstattung mit Hardware und speziellen Programmen notwendig – worüber meist eher Hedgefonds verfügen. „In dieses Haifischbecken sollte eine tradi- tionelle Fondsgesellschaft nicht steigen“, warnt Striegl. Verlierer ausmachen Der Aktienmanager sieht eher die Chan- ce, unkonventionelle Wege einzuschlagen. So konzentrieren sich viele Überlegungen darauf, wie per ChatGPT die Gewinne gesteigert werden können. Striegl und sein Team drehen dies hingegen einfach um. Sie prüfen Wege, per KI wahrscheinliche Verlierer zu identifizieren und aus den Portfolios zu tilgen. Dafür trainierten die Linzer ihre Systeme darauf, bei einer Ver- schlechterung von Unternehmenskenn- zahlen ein Warnsignal auszuspucken. „Das macht kein anderer“, sagt Striegl. Vom bis- herigen Testbetrieb zeigt sich das Team durchaus angetan. Doch die KI liefert mit- unter auch Fehlsignale. Sie bleibt daher nur ein Hinweisgeber. Denn am Ende muss ein menschlicher Manager prüfen, ob die Signale schlüssig sind. Auch in der Anlageberatung kann ChatGPT längst noch nicht alle Aufgaben eines Menschen übernehmen, wie selbst TU-Professor Hornuf betont. So setzten die Forscher bei ihren Feldversuchen ChatGPT vorgefertigte Risikoprofile vor. Tatsächlich ermitteln aber Finanzberater ebenso wie Robo-Advisors im Rahmen eines ausgeklü- gelten Verfahrens die Risikotragfähigkeit der Kunden. Die Wissenschaftler wollen in künftigen Untersuchungen herausfinden, wie menschliche Sparer und KI interagie- ren. Hilfe im Hintergrund Auch die praktische Umsetzung, etwa die Depoteröffnung, den Kauf der Wert- papiere sowie das regelmäßige Wieder- herstellen der Ursprungsgewichtung, über- nimmt die KI noch nicht. „GPT-4 wird wahrscheinlich nicht den gesamten Finanz- beratungsprozess in naher Zukunft über- flüssig machen“, so Hornuf. Stattdessen wer- de das Programmmöglicherweise im Back- office von Anbietern genutzt, die mithilfe von GPT-4 Portfolioempfehlungen erstel- len würden. So dürften beim Portfolio- management wie auch in der Anlagebera- tung die maschinellen Modelle den Men- schen zumindest vorerst nicht vollständig ersetzen. SEBASTIAN ERTINGER FP » In dieses Haifisch- becken sollte eine traditionelle Fonds- gesellschaft nicht steigen. « David Striegl, Kepler Fonds Aktienbetont Portfolios für einen kurzfristigen Anlagehorizont im Vergleich Hohe Risikobereitschaft Geringe Risikobereitschaft Bei ihren Abfragen setzten die Akademiker der künstlichen Intelligenz unterschiedliche Risikoprofile sowie abweichende Anlagehorizonte vor. Die Vorschläge von ChatGPT ähneln denen des Robo-Advisors, wenngleich der Home Bias und der Aktienanteil höher ausfallen. Quelle:TU Dresden 0% 20% 40% 60% 80% 100% Robo Advisor Chat- GPT Inland Industrieländer Alternative Anlagen Kasse Schwellenländer Inland Industrieländer Schwellenländer Aktien Anleihen 0% 20% 40% 60% 80% 100% Robo Advisor Chat- GPT Inland Industrieländer Alternative Anlagen Kasse Schwellenländer Inland Industrieländer Schwellenländer Aktien Anleihen VERTRIEB & PRAXIS Anlageberatung 196 fondsprofessionell.at 1/2024 FOTO: © ERWIN WIMMER | KEPLER FONDS
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