FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2024

bedingungen für das gleiche Platzierungs- volumen annähernd doppelt so viele Köp- fe. Durch die Anforderung, fast doppelt so viel Eigenkapital einsetzen zu müssen, und die höheren Kreditzinsen haben sich einer- seits die Gesamtkundengruppe und ande- rerseits das durchschnittliche Zeichnungs- volumen pro Anleger fast halbiert. Bei eini- gen passt das Bauherrenmodell, was die laufende Refinanzierung angeht, nicht mehr so einfach ins Budget. Dauern die Entscheidungsprozesse länger als früher? Ich würde sagen: mittlerweile nicht mehr. Die Zinsen werden wahrscheinlich nicht mehr steigen, und die Preisentwicklung deutet darauf hin, dass doch nicht alles billiger wird. Wir stellen seit Jahresanfang wieder eine sehr gute Nachfrage fest, aller- dings kaum bei Anlegerwohnungen. Wie nehmen Sie die Stimmung im Immobi- lienmarkt aktuell wahr? Noch immer sehr negativ. Es haben doch einige noch Projekte mit Kalkulationen eingekauft, die jetzt nicht aufgehen, und bei denen man nicht recht weiß, wie man damit umgehen soll. Im frei finanzierten Neubau ist die Stimmung am schlechtes- ten, denn im Verkauf geht kaum etwas weg, während im Hintergrund die Finan- zierungsvereinbarungen, die Projektent- wickler oft nur für wenige Jahre haben, ablaufen. Besser ist die Stimmung – zumin- dest in unserem Partnerumfeld – bei Ent- wicklern mit einer guten Kapitalstruktur. Wie geht es weiter? Rechnen Sie mit einer schnellen Markterholung in diesem Jahr? Kein Projektentwickler rechnet damit, dass er 2024 wieder ganz viel verkaufen wird. Viele orientieren sich um und überlegen, zum Beispiel in die Altbausanierung zu gehen. Das ist für uns positiv. Wir erhalten regelmäßig Anfragen, ob wir nicht zusam- men ein Projekt übernehmen wollen.Man kann aber nicht überall „Ja“ sagen und es ist auch nicht jedes Projekt für ein Bau- herrenmodell geeignet. Allerdings gehen wir davon aus, dass Investoren heuer gute Chancen auf demMarkt finden werden. Es will zwar keiner in der Immobilienbran- che hören, aber beim Kaufen und Mieten stoßen immer mehr an Leistbarkeitsgren- zen.Wie bewerten Sie aktuell den gesamt- wirtschaftlichen Kontext, zumal Kalkula- tionen und die ihnen zugrunde liegenden Erwartungen einen realwirtschaftlichen Hintergrund haben sollten? Wir greifen dieses Thema aktiv auf! Denn die zu erwartende Verknappung am Woh- nungsmarkt kann zu einem großen Pro- blem werden. Die Kaufpreise und Mieten werden weiter steigen und folglich nur für eine kleine Gruppe zugänglich sein. Ich glaube, dass viele Mieter ihren Wunsch nach einem schönen, neuwertigen Eigen- heim ein paar Jahre hintanstellen müssen. Ich gehe aber auch davon aus, dass es wesentlich mehr Bestandsentwicklungen, insbesondere in der geförderten Althaus- sanierung, geben wird. Das ist oftmals günstiger und – je nach Gestaltung – ver- mutlich auch attraktiver als der Neubau. In Fachkreisenwerden die teuer verkauften Vorsorgewohnungen aus Investorensicht » Wir brauchen zurzeit aufgrund der Markt- bedingungen für das gleiche Platzierungs- volumen annähernd doppelt so viele Köpfe. « Stefan Koller, Pericon FOTO: © GÜNTER MENZL fondsprofessionell.at 1/2024 147

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=