FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2024
Neben dem Blackrock World Mining steuern Sie auch den World Gold Fund. Auch diesem Fonds vertrauten Anleger einst viel mehr Geld an als heute. Was war hier der Auslöser? Wir verwalten immer noch viel Geld. Das Volumen unseres Fonds ist immer noch größer als das aller anderen Goldaktien- fonds der Welt zusammen. Aber ja, das ver- waltete Vermögen hat abgenommen. Der Hauptgrund ist, dass die Goldminenbetrei- ber einen miserablen Job gemacht haben. Sie scheiterten daran, einen Mehrwert für die Investoren zu stiften. Die Kupfer- oder Eisenerzproduzenten waren da besser. Die Lebensdauer einer Goldmine ist zudem kürzer als bei anderen Rohstoffen. Die Goldminenbetreiber müssen also mehr Geld in die Exploration stecken. Zudem steht Anlegern heute eine viel größere Aus- wahl an Produkten zur Verfügung. Was kam da hinzu? In den 1990er- und 2000er-Jahren gab es nur aktiv gesteuerte Goldaktienfonds.Heu- te stehen Anlegern auch Goldaktien-ETFs zur Wahl und sogar börsengehandelte Pro- dukte, die in physisches Gold investieren. Blackrock etwa bietet einen sehr großen Gold-ETF an.Das Geld steckt also noch im Rohstoffsegment, nur eben in unterschied- lichen Bereichen des Marktes. Angesichts der möglichen Zinssenkungen durch die Notenbanken dürfte Gold zulegen – was auch die Kurse der Goldminenaktien beflügeln sollte. Wie gingen Sie damit um, als die Bewer- tungen fielen und Mittel aus den Fonds abflossen? Die Branche unterlag immer starken Schwankungen, es war viele Jahre schwie- rig für unsere Kunden. Aber wir gaben stets unser Bestes. Ein Grund, warum wir immer noch zu den größten Rohstoffak- tienmanagern zählen, ist, dass wir stets mit unseren Kunden kommunizieren. Selbst als die Lage eingetrübt war, haben wir Präsenz gezeigt und uns mit den Kunden getroffen. Ein weiterer Grund ist, dass wir stets unseren Fokus aufrechterhalten. Wir haben nie Technologieaktien oder andere Modethemen in die Fonds gelegt, um die Performance aufzupeppen. Wir blieben dem treu, was auf unserem Etikett steht – selbst wenn die Zeiten schwer waren. Ihren ersten Fonds bei Blackrock über- nahmen Sie schon 1997. Denken Sie daran, irgendwann in der Zukunft mal etwas anderes zu machen? Nein. Ich hoffe, diese Arbeit auch künftig weitermachen zu dürfen. Denn in diesem Beruf bleibt man nie stehen. Hätte ich 30 Jahre lang stets ein und dasselbe gemacht, wäre ich wohl etwas verschroben gewor- den. Aber wir starten immer wieder etwas Neues. So deckten wir anfangs die Energie- branche nicht ab – diese kam hinzu. Dann trat der Agrarsektor dazu, dann themati- sche Investments sowie Nachhaltigkeit und die Recyclingwirtschaft. Zum Thema der Wiederverwertung starteten wir 2019 sogar einen eigenen Fonds. Und wir werden wei- tere Neuheiten auf den Markt bringen. Ihr Vorgänger Graham Birch zog sich aus demFondsmanagement zurück undwurde Landwirt. Ich lebe tatsächlich seit 2008 mit meiner Familie auf einem Bauernhof außerhalb von London. Das ist eine wunderschöne Abwechslung zum hektischen Stadtleben. Aber ich kann mir keinen besseren Job als den des Fondsmanagers vorstellen. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER FP KURZ-VITA: Evy Hambro Evy Hambro leitet das Themen- und das Rohstoffteam bei Blackrock. Seine Karriere begann er 1994 bei Mercury Asset Management. Das Haus ging an Merrill Lynch und letzt- endlich an Blackrock. Der gebürtige Londoner absolvierte Stationen in Sydney und Toronto. Hambro studierte Marke- ting an der Universität Newcastle. » Wir haben nie Technolo- gieaktien oder andere Modethemen in die Fonds gelegt, um die Perfor- mance aufzupeppen. « Evy Hambro, Blackrock FOTO: © NIKOLA HAUBNER MARKT & STRATEGIE Evy Hambro | Blackrock 104 fondsprofessionell.at 1/2024
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