FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2024
rung angehen würden, antworteten zwar viele mit „Ja“. Doch echte Überzeugung steckte da nicht dahinter. Denn der aus sol- chen Investitionen zu erwartende Ertrag war nicht hoch genug, um mit dem aus Investitionen in Wachstum, dem Abbau von Schulden oder Aktienrückkäufen und Dividendenausschüttungen mithalten zu können. Heute sieht das jedoch ganz anders aus. Warum? Das hat zwei Gründe: Zum einen ist die Erzeugung von Solar- oder Windenergie heute viel günstiger als die per Kohle. Zum anderen war früher der Preis für eine mit erneuerbaren Energien hergestellte Tonne Kupfer oder Aluminium der gleiche wie der für eine mit fossilen Energien produ- zierte. Nun beginnen diese Preise jedoch voneinander abzuweichen. Die Nachfrage nach CO 2 -neutral hergestellten Rohstoffen steigt. Das Angebot wächst zwar auch, hält aber nicht mit. Mit Blick auf die mögli- chen Gewinnaussichten erscheinen Inves- titionen in die Dekarbonisierung also viel attraktiver. Dies stellt die Rohstoffkonzerne vor die Frage, ob sie weiter in Wachstum oder lieber in die Dekarbonisierung ihrer Produktion investieren sollen. Sie meinen, das Pendel schwingt mittler- weile in Richtung Dekarbonisierung? Ja, ich nenne Ihnen ein Beispiel: Seit gut 20 Jahren besuche ich eine Rohstoffmesse. Erstmals kamen da auch Vertreter von Autoherstellern hin, um sich mit CO 2 -neu- tral hergestelltem Stahl einzudecken. Die Autobauer sind bereit, den Herstellern günstige Kredite zu gewähren oder in die Produktionsstätten zu investieren, um sich entsprechenden Nachschub zu sichern. Denn die Autokäufer sind wiederum bereit, einen Aufpreis für ein Fahrzeug zu bezahlen, wenn es treibhausgasneutral her- gestellt wurde. Welche Rolle nimmt der Rohstoffsektor beim CO 2 -Ausstoß ein? Auf die Branche entfallen gut 17 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Das muss sich ändern, gerade mit Blick auf den immensen Rohstoffbedarf. Doch wenn sich die Lieferketten auf eine CO 2 - neutrale Produktion umstellen lassen, sind die Aussichten sehr gut. Die Aussichten für die Rohstoffbranche schienen auch um die Jahrtausendwende, als Sie bei Blackrock das Ruder des Minen- aktienfonds übernahmen, exzellent. Der BlackrockWorldMining Fundwar 2007 und 2008 zeitweise sogar der größte Publi- kumsfonds Europas. Doch wenige Jahre später brachen die Rohstoffpreise ein, die Aktienkurse fielen. Wie kam es zu dieser Schwächephase? In den 1990er-Jahren flossen kaum Investi- tionen in die Grundgüterbranche, alles rund um Bergbau galt als „Old Economy“. Investoren steckten ihr Geld in Internet- und Dotcom-Firmen. Zugleich waren die Rohstoffpreise niedrig, denn russische Rohstoffbestände aus der Sowjetzeit wur- den auf dem Weltmarkt abverkauft. Ent- sprechend floss kaum Geld in die Erkun- dung neuer Minen oder den Ausbau von Produktionskapazitäten. » Die Transformation von fossilen zu erneuerbaren Energiequellen ist in vollem Gange. Dieser Umbau erfordert eine ungeheure Menge an Materialien. « Evy Hambro, Blackrock FOTO: © NIKOLA HAUBNER fondsprofessionell.at 1/2024 101
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