FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024
der Nebenwerte“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Sutor Bank. Schließlich seien die durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnisse inzwischen sehr viel günstiger als die der großen Werte – eigentlich eine klare Einstiegsgelegenheit. Doch diesmal befürchtet Beil eine andere Entwicklung: „Der Zyklus könnte hier en- den“, sagt er. Vor allem zwei Gründe spre- chen gegen die rasche Erholung: die ab- nehmende Analysedichte sowie der Trend zu passiven Anlagen. Insbesondere infolge der EU- Finanzmarktrichtlinie Mifid II konzentrieren viele Investment- häuser ihre Researchkapazitä- ten auf die Aktien, die höhere Umsätze an der Börse bringen. Gerade kleinere Aktiengesell- schaften werden weniger be- achtet. „An der Börse führt das zu geringeren Umsätzen, was das Research für eine Aktie er- neut unattraktiver macht – eine Abwärtsspirale“, sagt Beil. Die Folge: Die Titel verschwinden vom Radar der Investoren. Doch andererseits könnten gerade in einem solchen Umfeld diejeni- gen aktiven Manager profitierten, die Res- sourcen in diesen Markt investieren, so etwa die spezialisierten Boutiquen mit Fokus auf Nebenwerte. Eine Analyse der Investmentberatung Bfinance zeigt tatsäch- lich, dass die Mehrheit der aktiven Mana- ger nachhaltigen Mehrwert bei globalen Small Caps erzielen konnte. Das hilft aller- dings wenig, wenn das Marktsegment ins- gesamt enttäuscht. Passiv-Trend belastet Gerade in dieser Hinsicht ist die zuneh- mende Dominanz passiver Strategien viel- leicht besonders wichtig: Mit dem immer stärkeren Fokus auf passive und meist kapi- talisierungsgewichtete Anlagen wird im- mer mehr Geld in die höherkapitalisierten Werte investiert, weitgehend unabhängig von Bewertungen. Small Caps bekommen immer weniger vom Kuchen ab. „Da Ne- benwerte seltener in ETFs vertreten sind, bevorzugt der Trend zum passiven Investie- ren grundsätzlich Kapitalzuflüsse in Blue- Chip-Aktien. Dies verschafft Large Caps einen Vorteil und belastet Small Caps“, so Fidecum-Portfoliomanager Schupp. Hinzu kommt, dass gerade die wichtigen Groß- anleger ihre Aktienbestände bevorzugt in globale oder US-Strategien investieren, und zwar mit klarem Fokus auf Standardindizes wie den MSCI World oder den Russell 1000. Dezidiert in Nebenwerte legen die meist risikoaversen deutschen institu- tionellen Investoren eher selten an. Ihre Small-Cap-Allokatio- nen bauen sie statt über Aktien eher über nichtbörsennotiertes Private Equity auf, das ebenfalls vor allem kleinere Firmen umfasst. Welche Bedeutung jedem einzelnen Faktor zukommt, lässt sich kaum bestimmen. Am belastenden Einfluss der zunehmenden passiven Anla- gen wie auch der geopoliti- schen Unsicherheiten dürfte Hans-Peter Schupp, Fidecum: „In Krisenzeiten werden Investoren risikoaverser und favorisieren die als vergleichsweise sicher angesehenen Blue Chips.“ Rob Lanphier, William Blair: „US-Small-Caps befinden sich auf einem Generationentief, wenn man das Kurs-Gewinn-Verhältnis betrachtet.“ Die Schere geht auf Wertentwicklung indexiert seit Anfang 2021 Die im deutschen Nebenwerteindex S-Dax versammelten Titel hinken dem Dax seit Jahren hinterher. Zuletzt verschärfte sich der Trend. Quelle:Bloomberg 2024 2023 2022 2021 -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % Dax S-Dax » Eigentlich wäre es längst an der Zeit für eine Nebenwerte-Rallye. « Mathias Beil, Sutor Bank fondsprofessionell.at 4/2024 93 FOTO: © FRANK BLÜMLER | FIDECUM AG, WILLIAM BLAIR
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