FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024

Eine Schublade tiefer Für Nachranganleihen zahlen selbst Investment-Grade-Schuldner Zinsen wie sonst High-Yield-Emittenten. Viele Experten erachten dieses Segment des Rentenmarktes als attraktiv. D ie Zinsprämien für Unternehmens- anleihen schmelzen, in Europa wie in den USA, wo die Renditeaufschläge im Herbst den niedrigsten Stand seit rund 20 Jahren erreichten.Mit anderenWorten: An- leger erhalten für das zusätzliche Risiko mit Firmenanleihen kaumMehrrendite. Nach- rang- oder Hybridanleihen bieten in diesem Umfeld eine interessante Chance-Risiko- Kombination. Sie liefern eine deutliche Zu- satzrendite gegenüber Bundesanleihen – und das nach Einschätzung vieler Experten bei überschaubarem Risiko. Anleger greifen mit den Zinspapieren eine Schublade tiefer in der Kapitalstruktur des Emittenten: Denn anders als „normale“ vorrangige An- leihen rangieren sie zwischen Eigen- und vorrangigem Fremdkapital. Das schlägt sich in ihrem sogenannten Emis- sionsrating nieder, das je nach Ausgestaltung zwei bis fünf Ratingnoten unterhalb des eigentlichen Emittentenratings liegt. So hat etwa der Autobau- er Volkswagen ein Moody’s- Rating von A3, die Nachrang- anleihen bewertet Moody’s derzeit zwei Stufen tiefer mit Baa2. Bei vielen Schuldnern sind die Emittentenratings im Invest- ment-Grade-Bereich, die Hybridanleihen aber bereits imHigh-Yield-Segment. Solche nachrangigen Zinstitel von an sich recht robusten Schuldnern mit einem Extrazins sind aus Sicht vieler Anleger eine gute und weniger riskante Alternative zu klassischen Hochzinsanleihen. Zwei Welten Hybridanleihen werden sowohl von Emittenten aus dem Finanz- als auch dem Industriesektor begeben. Die beiden Arten unterscheiden sich deutlich in ihrem Chance-Risiko-Profil. Finanzinstitute bege- ben Hybridanleihen oft in Form von AT1- oder sogenannten Coco-Anleihen, um da- mit ihre Eigenkapitalbasis zu stärken (siehe Grafik nächste Seite). Denn die Aufsichts- behörden gestatten die Anrechnung als re- gulatorisches Kernkapital, wenn die Papiere ein entsprechendes Verlustrisiko tragen. Im Klartext: Reicht das laufende Unterneh- mensergebnis nicht aus, werden die Ku- ponzahlungen entsprechend gekürzt. An- ders als bei Nachranganleihen aus der Industrie dürfen entfallene Kuponzah- lungen in der Zukunft nicht nachge- holt werden. Auch der Nominalbetrag steht im Extremfall auf dem Spiel, wenn die Kernkapitalquote einen kritischen Wert unterschreitet: Er kann redu- ziert werden, oder es kommt zur Wandlung in Aktien des Emittenten. Was das bedeuten kann, zeigte der Ausfall der AT1-An- leihen der Credit Suisse – damals mit rund 16 Milliarden Schweizer Franken einer der größten AT1-Schuldner – bei der Notüber- » Die Rendite ist mit der von High-Yield-Anleihen vergleichbar – bei deut- lich besserer Bonität. « Ercan Demircan, Bantleon Anleger greifen mit Nachranganleihen eine Schublade tiefer in der Kapi- talstruktur: Anders als „normale“ vor- rangige Anleihen rangieren sie zwi- schen Eigen- und vor- rangigem Fremdkapital. MARKT & STRATEGIE Nachranganleihen 82 fondsprofessionell.at 4/2024 FOTO: © MICHAELCOURTNEY | STOCK.ADOBE.COM

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