FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024
Zudem behebt das Paket nicht die drän- gendsten Fragen. „Das Hauptproblem der chinesischen Wirtschaft ist die strukturell viel zu geringe inländische Nachfrage“, erläutert Eckhard Schulte, Vorstandsvorsit- zender von Mainsky Asset Management in Frankfurt. Dafür schaffe das Programm keine nachhaltige Lösung. „Zwar sind die Implosion auf dem Im- mobilienmarkt und das damit verbundene Zurückfahren der Verschuldung von Haus- halten und Finanzintermediären ein Trei- ber der Nachfrageschwäche“, führt Schulte aus. „Aber auch hier ist selbst mit dem Hilfsprogramm auf Jahre keine Besserung in Sicht.“ Andere Faktoren wie die Demo- grafie und die hohen Überkapazitäten in fast allen Industrien könnten so schon gar nicht adressiert werden, argumentiert der promovierte Volkswirt. Katerstimmung „Inzwischen macht sich eine gewisse Ka- terstimmung breit“, meint auch DZ-Bank- Volkswirtin Monika Boven. Ernüchternd sei, dass der chinesische Staat letztlich vor- habe, mit dem Hauptteil der geplanten Mittel vor allem sich selbst zu stützen, also die Staatsbanken und Lokalregierungen. „Das mag zwar gut für die kurz- und mittelfristige Finanzstabilität sein, dürfte aber kaum Wachstumseffekte generieren“, urteilt Boven. Auch die Hilfsmaßnahmen für den Immobilienkauf dürften zwar zu einer Stabilisierung des bereits stark ge- schrumpften Sektors beitragen, weniger jedoch eine Kehrtwende bewirken. „Die Konsummaßnahmen schließlich dürften höchstens für temporäre Kaufan- reize sorgen, nicht jedoch die strukturelle Konsumschwäche des Landes beheben“, hält die Ökonomin fest. „Damit dürfte das Konjunkturpaket zwar vorübergehend für ein etwas höheres Wirtschaftswachstum über das Winterhalbjahr sorgen“, resümiert Boven, „die Dynamik dürfte aber bald wie- der nachlassen.“ Zollkrieg droht Mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten droht der Volksrepublik obendrein im internationalen Handel hef- tiger Gegenwind. „China überschwemmt seit Monaten den europäischen und US- amerikanischen Markt mit stark subventio- nierten Produkten“, sagt Sutor-Experte Beil. „Das stärkt den Ruf nach Strafzöllen.“ Darauf könnte China ebenfalls mit Zöllen reagieren. „Diesen Zollkrieg wird keiner gewinnen“, ist sich Beil sicher. Für Anleger gelte es daher, chinesische Aktien eher zu meiden. „Zumal ausländische Investoren ohnehin nur dann gern gesehen sind, wenn sie nichts zu melden haben“, kon- statiert Beil. » Wer weltweit oder auch mit einem Fokus auf Schwellenländer investiert, sollte China meiden. « Mathias Beil, Sutor Bank Besser mit oder ohne? Wertentwicklung auf Jahressicht im Vergleich Schwellenländer ohne chinesische Aktien schnitten lange besser ab. Zuletzt holte die Variante mit China aber auf. Quelle:Bloomberg 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 2024 I ’23 MSCI EmergingMarkets Ex-China ETF MSCI EmergingMarkets ETF 17,1 % 16,5 % Chinas zwei Welten Wertentwicklung auf Jahressicht im Vergleich Der MSCI China enthält auch in Hongkong gelistete und in ausländischen Währungen gehandelte Titel, die A-Variante nur Renminbi-Aktien. Quelle:Bloomberg -15 % -10 % -5 % 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 2024 I ’23 MSCI China A ETF MSCI China ETF 17,9 % 14,3 % fondsprofessionell.at 4/2024 79 FOTO: © SUTOR BANK
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