FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024

Drachen dämmerung Immobilienkrise, Konsumflaute – und nun auch noch Donald Trump als US-Präsident. China steht vor gravierenden Problemen. Anbieter sparen bei Fonds und ETFs das Reich der Mitte zunehmend aus. D ie Stadt Tianjin sollte zumManhattan Chinas aufsteigen. Doch die mit Hochhäusern gespickte Stadt entwickelte sich zu einem Symbol für die Immobilien- krise der Volksrepublik. Zahlreiche Gebäu- de stehen leer. Der fast 600 Meter hohe Wolkenkratzer „Goldin Finance 117“ schaffte es als das höchste ungenutzte Ge- bäude sogar ins Guinness-Buch der Rekor- de. Schon vor Jahren kamen die Arbeiten an der 128 Stockwerke zählenden Bau- ruine zum Erliegen. Die Krise im Immobiliensektor schlug sich auch an den Aktienmärkten nieder. Im Vergleich zu anderen Emerging Mar- kets hinkt die Volksrepublik seit geraumer Zeit hinterher. „Wer weltweit oder auch mit einem Fokus auf Schwellenländer investiert, sollte China meiden“, meint Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank. „In den vergange- nen vier Jahren führte dies zu einer deut- lich besseren Performance.“Beil verweist als Beleg auf den Schwellenländerindex MSCI EM, in dem chinesische Aktien enthalten sind. Dieser entwickelte sich lange Zeit deutlich schwächer als der MSCI EM ex China, den der Indexanbieter MSCI seit November 2020 berechnet. Doch dann kam ein Paukenschlag aus Peking: Im September kündigte die Regie- rung eine ganze Reihe von Maßnahmen an, mit denen sie den Immobilienmarkt stützen, den Konsum beleben und die Wirtschaft insgesamt ankurbeln will. An den Aktienmärkten schürte das eine Euphorie. Die Börsenindizes des Landes holten ihren Rückstand zu anderen Märk- ten in rasanter Fahrt auf. Von der Börse bestraft Manche Stimmen stellten daraufhin in den Raum, das Bild des schwachen chine- sischen Aktienmarktes sollte revidiert wer- den. „Anleger, die sich nur vom Blick in den Rückspiegel leiten ließen und wegen der schlechten Performance nicht in China- Aktien investierten, sollten überlegen, ob sie ihre Investmentthese zu China-Aktien neu überdenken möchten“, wirft etwa Ali Masarwah ein, Geschäftsführer der Fonds- discount-Plattform Envestor. Andere Beobachter halten an ihrer China-Skepsis fest. „Die kurze Rallye konn- te nicht lange tragen, denn nach der An- kündigung von Konjunkturmaßnahmen ließ es die Regierung an konkreten Kon- junkturprogrammen fehlen“, urteilt Sutor- Privatbankier Beil. „Auf vage Ankündigun- gen folgten keine konkreten Maßnahmen“, erläutert Beil. „Und das wurde an der Börse bestraft.“ » Inzwischen macht sich eine gewisse Katerstimmung breit. « Monika Boven, DZ Bank Die konjunkturelle Dynamik früherer Jahre im Reich der Mitte flaut ab. Die Volkswirtschaft Chinas legt zwar durchaus noch weiter zu, doch es offenbaren sich deutliche Wachs- tumsschmerzen. Immobilienblase und Konsumflaute – wie es in China weitergeht, erläutert Sebastian Heilmann , Professor an der Universität Trier , auf dem FONDS professionell KONGRESS. ANMELDUNG: fondsprofessionell.at WIEN, 5. UND 6. MÄRZ 2025 MARKT & STRATEGIE China 78 fondsprofessionell.at 4/2024 FOTO: © SUMETHA | STOCK.ADOBE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=