FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024
chen wollten, jeder Marktentwicklung hin- terherzuhecheln. Wir würden in gewisser Weise unseren Bezugspunkt aufgeben und den langfristigen Erfolg einer Strategie gefährden, die seit fast zwei Jahrzehnten funktioniert und selbst nach zeitweiligen Rückschlägen im Grunde ihr Ziel erreicht hat.Denn wir konnten selbst in den turbu- lentesten Marktphasen unser Ausschüt- tungsniveau beibehalten und haben aktuell eine deutlich höhere Ausgangsrendite von knapp sechs Prozent. Das ist ein entschei- dender Vorteil, denn Ausgangsrenditen sind richtungweisend für zukünftige Erträ- ge. In der Vergangenheit haben sechs bis sieben Prozent Ausgansrendite für knapp zehn Prozent jährlichen Ertrag in den fol- genden drei Jahren gesorgt. Darum bin ich davon überzeugt, dass es uns auch in Zu- kunft gelingen wird, unseren Anlegern at- traktive Ausschüttungen zu liefern, die ih- nen höhere Renditen als ein Investment in Cash oder längerlaufende Anleihen be- scheren. Schoenhaut: Zumal auch wir ja nicht ste- hen bleiben, sondern unsere Strategie stetig weiterentwickeln. Unsere Asset Allocation von heute ist nicht mehr mit jener von vor zehn Jahren oder noch vor einem Jahr ver- gleichbar. Dank der Möglichkeiten eines globalen Asset-Management-Hauses haben wir für unterschiedliche Marktphasen zahl- reiche Instrumente, mit denen wir auf die jeweiligen Herausforderungen reagieren können. Aktuell gibt es wieder spannende Möglichkeiten im klassischen Income- Anleihensegment – das war im Nullzins- umfeld deutlich schwieriger. Aber wir haben zum Beispiel in den letzten Jahren auch den Bereich von Covered-Call-Strate- gien als Bestandteil des Portfolios aufgebaut genauso wie das Investment in sogenannte Equity-linked Notes oder Nasdaq-Futures, um künftig stärker von an die Entwick- lung der Aktienmärkte gebundenen Ren- diten zu profitieren. Claus: Eine Assetklasse wie High-Yield-An- leihen hat nach wie vor einen hohen Anteil am Portfolio. Beunruhigt es Sie nicht, dass die Spreads sich inzwischen ziemlich ein- geengt haben? Schoenhaut: Sie weisen zu Recht auf die Einengung der Risikoaufschläge bei Hoch- zinsanleihen hin, die wir auch in anderen Assetklassen, nicht nur bei High Yield, ge- sehen haben. Die Bewertungen insgesamt sind tatsächlich bereits ziemlich hoch, was allerdings nach unserer Auffassung ausrei- chend gestützt wird durch im Wesentli- chen nach wie vor intakte Fundamental- daten und einen weiterhin als positiv zu wertenden Ausblick. Tanzmeister: Man sollte zudem eines nicht verkennen: Wir investieren nicht in erster Linie deshalb in Hochzinsanleihen, weil wir von einer Verengung der Spreads pro- fitieren wollen. Wir engagieren uns in die- ser Assetklasse vor allem wegen der damit verbundenen höheren Kupons und einer im Vergleich etwa zu Staatsanleihen über- durchschnittlichen Rendite. Das sind nach unserer Ansicht nach wie vor zwei durch- aus attraktive Aspekte, die für High-Yield- Anlagen sprechen, aber nicht die einzigen. Heuser: Welche noch? Schoenhaut: Entscheidend für unser relativ hohes Exposure in Hochzinsanleihen sind unsere Prognosen in Bezug auf das Thema einer eventuell rezessiven Entwicklung der Wirtschaft. Wir erachten die Eintrittswahr- scheinlichkeit einer Rezession im nächsten Jahr und auf Sicht von 18 Monaten als sehr gering, sie unterscheidet sich imGrun- de nicht von demWert, wie er auch für ein durchschnittliches Jahr gilt. Heuser: Darf man aus all dem schließen, dass Sie zuversichtlicher in die künftige Entwicklung des Global Income blicken? » Die Opportunitätskos- ten wären enorm hoch, wollten wir versuchen, jeder Marktentwicklung hinterherzuhecheln. « Jakob Tanzmeister, J.P. Morgan AM MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Michael Schoenhaut + Jakob Tanzmeister | J.P. Morgan AM 50 fondsprofessionell.at 4/2024 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH KREUZ VERHÖR
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