FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024
dukte Einbußen, aber umgekehrt gab es davor oft auch eine Outperformance. Unterm Strich sehen wir keinen Abschlag bei der Rendite, wenn wir die Strategien vergleichen. Aber man muss beim Kunden vorab hinterfragen: Was sind deine Motive? Möchtest du an der Waffenindustrie ver- dienen? Man muss die persönlichen Invest- mentziele und individuellen Anlagericht- linien berücksichtigen. Jüngere Anleger wollen Kosteneffizienz und setzen öfter auf ETFs. Wie stehen Sie als Privatbank mit eigener KAG dazu? Wir nehmen uns für die strategische Bera- tung sehr viel Zeit. Man muss verstehen: Welche Vorstellungen hat jemand von Ertrag und Risiko? Wir haben den Luxus einer Meinung: Wenn wir ein Aktienport- folio zusammenstellen, dann suchen wir interessante Unternehmen, betrachten die geografische und die Branchenallokation, wir machen ein laufendes Rebalancing. ETFs hingegen spiegeln einen Index. Da machen oft vier, fünf große Titel einen Großteil des Portfolios aus. Es zählt zu un- seren Aufgaben, unseren Kunden den Ein- blick zu geben: Du entscheidest dich auf- grund der Kostenstruktur für den ETF, aber verstehst du auch, welche Kompromisse du im Hinblick auf die Strategie und auf das Risikomanagement eingehst? Wenn man diesen Dialog führt, kann man auch den Wert höherer Kosten verdeutlichen. Unternehmensberater von zeb sagen: Pri- vatbanken sollten für ihre Leistungen ruhig mehr verlangen. Es würden zu schnell Rabatte gegeben. Wie ist das bei Ihnen? Ich habe die Erfahrung gemacht, es bringt nichts, über den Preis zu verkaufen. Natür- lich gibt es Kunden, die extrem kostensen- sibel sind. Was ist unsere Antwort darauf? Aufklärung, Transparenz und genau zeigen, für welche Dienstleistung ich welche Kos- ten verrechne. Ich denke, das Rabattthema hängt auch ein bisschen an der mangeln- den Transparenz. Trotz aller regulatorischer Vorgaben, ist es noch immer so, dass man drei Private-Banking-Angebote nebeneinan- derlegt, und nicht einmal ein Experte kann die Kosten vergleichen. Da sehe ich eigent- lich das wahre Dilemma. Es braucht mehr einheitliche Standards? Eigentlich sieht die Regulatorik klare Ge- bührenpositionen vor. Aber oft wird etwas marketingtechnisch wenig transparent ver- packt, Positionen werden in All-in-Gebüh- ren versteckt. Das aufzuschnüren wäre besser.Man sieht zum Beispiel bei uns, dass wir in der Vermögensverwaltung keine Transaktionskosten verrechnen.Wir wollen nicht, dass ein Kunde den Eindruck hat, wir könnten aufgrund vieler Transaktions- kosten unseren Ertrag steigern. Wie stellen Sie Ihre Kosten dar? Wir haben seit einigen Jahren ein Pricing- Modell, bei demwir jede Dienstleistung in drei Kategorien teilen, aus denen der Kun- de auswählen kann; er bestimmt die Infor- mations- und die Kontaktfrequenz. Da be- preisen wir alle Posten, also von der Wert- papierdienstleistung über das Reporting bis zu Zahlungsverkehr und Bankomatkarten. Wer sagt, das brauche ich nicht, weil das habe ich bei meiner Hausbank, wählt hier einfach ein anderes Preismodell. Sie haben Ihre neue Marketingkampagne erwähnt. Welche Zielgruppen sollen ange- sprochen werden? Wir sind ein Nischenanbieter, eine Innen- stadtboutique, aber mit regionaler Strategie. Wir sprechen Kunden ab einem Veranla- gungsvolumen von 500.000 Euro an. Pri- vatpersonen, Unternehmer und die dahin- terstehenden Familien, Stiftungen, Kunden im In- und Ausland. Kommen neue Märkte dazu, oder geht es um einen Ausbau in diesen Märkten? Wir haben die Freiheit, dass wir dort wach- sen können, wo sich eine Opportunität ergibt. Durch unsere Eigentümerstruktur » In der mangelnden Transparenz sehe ich das wahre Dilemma. « Sabine Tittler, Bank Gutmann FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | MARLENE.AT BANK & FONDS Sabine Tittler | Bank Gutmann 236 fondsprofessionell.at 4/2024
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