FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024
Welche Chancen hat eine österreichische Privatbank in Südtirol? Gibt es zu wenige gute Anbieter vor Ort? Südtirol ist stark von Familienunternehmen geprägt. Es gibt dort zwar viele Banken auf sehr engem geografischem Raum, aber die Diversität ist nicht so gegeben. Eines unse- rer größten Assets ist die hauseigene Kapi- talanlagegesellschaft (KAG, Anm.). Das gilt auch für Österreich. Da können wir bei Familienunternehmen zum Beispiel mit unseren Spezialfonds punkten. Für wen sind die Spezialfonds gedacht? Kunden können bei uns ab fünf Millionen Euro einen eigenen Investmentfonds grün- den. Die Fonds sind von der FMA bewil- ligt und von einemWirtschaftsprüfer kon- trolliert, mit täglicher NAV-Berechnung (Nettoinventarwert, Anm.) . Hier fließt das Vermögen in eine individuelle Anlage- strategie, an der sich bis zu zehn Investoren beteiligen können. Oft sind das Familien und Familienunternehmen, wo mehrere Generationen beteiligt sind. Über einen Beirat kann die Familie die Strategie mit- bestimmen. Wie groß ist das Spezialfondsgeschäft innerhalb der KAG? Wir haben 129 Spezial- und Großanleger- fonds, davon 120 reine Spezialfonds. Ge- meinsam mit den 73 Publikumsfonds ver- walten wir hier gut 12,3 Milliarden Euro, davon fast 7,6 Milliarden Euro in Spezial- fonds und knapp 4,8 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Vermögensübergabe an die nächste Generation gilt als großes, aber auch for- derndes Thema im Private Banking. Wie gewinnt man die Erbengeneration für sich? Das Thema ist sicher mit Herausforderun- gen verbunden. Ich bin der Meinung, wir müssen jetzt nicht für jede Generation eine neue Produktklasse finden. Man gewinnt die Jungen genauso wie die Eltern. Es geht darum zu verstehen, was für den Einzelnen passt. Wir haben seit März eine neue Mar- ketingkampagne mit dem Slogan „Zeit für eine gute Privatbank“, in der wir das zum Ausdruck bringen wollen. Was verstehen junge Kunden unter „gut“? Nachfolgende Generationen schätzen zum Beispiel Transparenz und Nachhaltigkeit wahnsinnig.Wir beschäftigen uns imHaus seit 20 Jahren mit ethisch nachhaltiger Veranlagung. Das wird übrigens auch von Frauen stärker nachgefragt. Verlangen Kunden aktiv nachhaltige Pro- dukte, oder muss man es anstoßen? Sowohl als auch. Es ist bei uns ein Bera- tungsstandard, dass wir das in Erstgesprä- chen thematisieren. Aber viele kommen schon ganz klar mit dem Wunsch nach ESG, zum Beispiel weil sie das aus Unter- nehmersicht brauchen.Wir haben einen ei- genen Index entwickelt, der uns ein trans- parentes Reporting ermöglicht. Benchmark sind die 17 UN-Ziele. Wir weisen jedem Kunden neben der finanziellen Rendite aus, wie wir uns entlang dieser Ziele entwi- ckelt haben. 2022 hatten nachhaltige Portfolios sehr starke Wertverluste. Haben Ihre Kunden einen Rückzieher gemacht? Die ganz große Überschrift für uns ist, es gibt keinen Kompromiss bei der Rendite. Es gab Phasen, da hatten nachhaltige Pro- » Über die hauseigene KAG punkten wir bei Familienunternehmen mit den Spezialfonds. « Sabine Tittler, Bank Gutmann FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | MARLENE.AT fondsprofessionell.at 4/2024 235
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