FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024

Dokumente wie Verträge oder Fondspro- spekte müssen umgeschrieben und an die neuen Fristen angepasst werden. „Das braucht Zeit und bringt Aufwand und Kosten mit sich“, sagt Lisa Hofmann, Part- nerin bei KPMG. Einige Fragen, die im Zuge einer Verkür- zung des Abwicklungszyklus aufkommen, sind auch noch völlig offen. „Die Handels- zeiten an den Börsen harmonieren aktuell nicht vollumfänglich mit T+1“, erläutert Epple. „Börsenplätze sind teilweise noch bis 22 Uhr geöffnet.“ Ein Settlement der Wertpapiertransaktionen am Folgetag er- scheint mit Blick auf die bisherigen Einreichungsfristen nicht machbar. Daher sieht der KPMG-Mann noch viel Abstim- mungsbedarf darüber, „wie das zukünftig funktionieren soll“. Auch bei Investmentfonds sind entschei- dende Fragen noch völlig offen. „Beim Sett- lement der Wertpapiere innerhalb eines Fonds gehen wir fest von T+1 aus“, sagt KPMG-Expertin Hofmann. „Worüber noch diskutiert wird, ist die Frage, ob das Anteilscheingeschäft ebenfalls darunterfallen soll.“ Je nachdem, wie die Diskussion aus- geht, tauchen unterschiedliche Fragen für Asset Manager auf.Dreht die Wertpapierab- wicklung auf T+1,während der Handel von Fondsanteilen bei längeren Fristen bleibt, können sich innerhalb dieser abweichenden Zeitspanne Finanzierungslücken auftun, die mit Puffern abgesichert werden müssen. Kurse finden Für den Fall wiederum, dass auch die Abwicklungsfrist für den Fondsanteilshan- del verkürzt wird, stehen die Asset Mana- ger vor anderen Problemen. „Ein wesent- licher Bestandteil des Anteilsgeschäfts ist der Fondspreis“, hält Hofmann fest. Dafür müssen die Gesellschaften den Nettoinven- tarwert berechnen. „Dafür wiederum wer- den alle Transaktionen benötigt“, erläutert Hofmann. „Vor allen Dingen braucht es die Börsenkurse.“Hier stellt sich die Frage, wel- che Kurse künftig herangezogen werden, etwa statt der Schlusskurse schon die Mit- tagskurse? Alle diese Fragen müssten dann geklärt werden. Doch die Diskussion dreht sich schon weiter. So kursieren Gedankenspiele, den Settle- ment-Zyklus sogar auf T+0 he- runterzuschrauben. Börsenge- schäfte würden dann praktisch in Echtzeit abgewickelt. Einige Fondsanbieter beschäftigen sich zwar schon damit, berichtet Branchenkenner Epple. Start- punkt wären hier tokenisierte Wertpapiere, die über die Blockchain gehandelt werden. „Ich denke aber ehrlicherweise, dass das noch in weiter Ferne liegt“, meint Epple. SEBASTIAN ERTINGER FP Lisa Hofmann, KPMG: „Worüber noch diskutiert wird, ist die Frage, ob das Anteilscheingeschäft ebenfalls darunterfallen soll.“ Thomas Epple, KPMG: „Der Informationsaustausch kann nicht mehr via Fax oder Excel-Datei erfolgen, wie es teilweise noch der Fall ist.“ Tempo erhöht Entwicklung der Settlement-Zyklen für Wertpapiertransaktionen Die Frist für die Abwicklung eines Wertpapierhandelsgeschäfts wurden in Nordamerika von zwei auf einen Tag gekürzt. Die Zyklen werden im Fachjargon als „T+1“ für einen und „T+2“ für zwei Abwicklungstage bezeichnet. Quelle:KPMG 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2014 Europa verkürzt die Abwick- lungszeit von T+3 auf T+2 2017 USA stellt von T+3 auf T+2 um 2022 China prescht voran und streicht die Wertpapier- abwicklungs- frist auf T+1 zusammen 2027/2028 Zur Diskussion stehende Ein- führung von T+1 in Europa 2024 USA, Kanada und Mexiko wechseln auf T+1 fondsprofessionell.at 4/2024 233 FOTO: © KPMG

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