FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024

Zeiten wechsel Wertpapiergeschäfte müssen in Nordamerika neuerdings bereits am Tag nach der Transaktion abgewickelt sein. Europa will bald nachziehen. Das trifft auch die Fondsbranche. D ie Furcht ging um, dass es am 28.Mai an den Finanzmärkten gewaltig ruckeln würde. Der Grund: In den USA verkürzte sich mit diesem Tag die Abwick- lungsfrist für Wertpapiergeschäfte von zwei auf einen Tag nach der Transaktion. Letzt- endlich verlief die Umstellung relativ glatt. Kanada und Mexiko hatten bereits am 27. Mai die Abwicklungsfrist von zwei auf einen Arbeitstag verkürzt, in Fachkreisen „T+2“ und „T+1“ genannt. Auch in Europa kursieren Überlegungen, auf T+1 umzu- stellen. Die Europäische Kommission, die Finanzaufsicht ESMA und die Europäische Zentralbank EZB kündigten Mitte Okto- ber an, dass die nächsten Schritte in diese Richtung gegangen werden sollen. Im Detail geht es um den Eigentums- übergang von Wertpapieren, das sogenann- te Settlement. Dieses erfolgt bisher erst am zweiten Tag nach Abschluss des Handels- geschäfts. „Diese Abwicklungszyklen sind weder zeitgemäß noch effizient“, sagt Tho- mas Epple, Prokurist bei der Strategie- und Managementberatung KPMG. „Es ist keine Frage, ob die Umstellung auf T+1 kommt.“ Allenfalls stelle sich die Frage, wann und wie der Schritt erfolge, sodass alle Markt- teilnehmer darauf vorbereitet sind. EU-Kommission, ESMA und EZB war- nen in ihrer Mitteilung, dass die abwei- chenden Handelsfristen zwischen Nord- amerika und Europa der hiesigen Finanz- branche Nachteile bescheren. Die Wett- bewerbsfähigkeit sei in Gefahr. Denn euro- päische Finanzhäuser müssen seit der Um- stellung in Nordamerika einen höheren Aufwand betreiben und mehr Liquidität vorhalten, um Finanzierungslücken bei Handelsgeschäften zu vermeiden. Branchenverbände wie die europäische Fondslobby EFAMA oder der deutsche BVI begrüßen den Schritt, pochen jedoch auf ausreichend Zeit, um sich vorbereiten zu können. Denn die Hürden im euro- päischen Markt liegen ungleich höher als in den USA. „Der europäische Finanz- markt ist im Vergleich zum amerikani- schen Markt viel fragmentierter“, erläutert Epple. Angesicht der Komplexität sei es in Europa deutlich schwieriger, ein einheit- liches Vorgehen zu erreichen. Schreibaufgabe „Eine Verkürzung der Abwicklungszy- klen betrifft auch das Asset Management“, betont der KPMG-Experte. Die Auswir- kungen würden sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette zeigen.Und da gibt es viel zu tun. „Wenn wir auf den Status quo schauen, dann wird klar, dass die techni- sche Basis noch nicht vollumfänglich gege- ben ist“, berichtet Epple. „Der Informations- austausch kann nicht mehr via Fax oder Excel-Datei erfolgen, wie es teilweise noch der Fall ist.“Doch nicht nur die technische Umsetzung steht dann auf der Aufgaben- liste der Asset Manager. Auch sämtliche » Diese Abwicklungs- zyklen sind weder zeit- gemäß noch effizient. « Thomas Epple, KPMG Uhrenfeld im Düsseldorfer Volks- garten: Nordamerika schraubte die Abwicklungsfrist für Wertpapier- geschäfte zurück. China war bereits vorangeprescht. In Europa ticken die Uhren noch anders. VERTRIEB & PRAXIS Wertpapierabwicklung 232 fondsprofessionell.at 4/2024 FOTO: © PIXS:SELL | STOCK.ADOBE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=