FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024

„Auch Portfoliomanager indexbasierter Produkte nehmen an den Primärmarkt- emissionen von Anleihen teil – sogar sehr aktiv“, betont iShares-Experte Jung. Vorab eingedeckt Anders als bei Aktienindizes, die meist lediglich vierteljährlich angepasst werden, stehen bei Anleihenbarometern traditionell monatliche Umstellungen an. Die Index- zusammensetzung ist daher gut absehbar. „Im Lauf eines Monats achten Anleihen- ETF-Portfoliomanager auf die zukünftige Indexzusammenstellung und positionieren sich entsprechend“, führt Jung aus. Somit gebe es bei Anleihen-ETFs beim monatli- chen Rebalancing meist gar nicht so viel Umbauaufwand. Das Portfoliomanage- ment deckt sich bei Neuemissionen mit den Papieren ein, die absehbar im Index landen werden. „ETFs vereinnahmen also durchaus Emissionsprämien“, folgert Jung. Lalière und Leemans räumen ein, dass manche ETFs mehr Freiräume haben. Das Argument, dass Verwaltungsgebüh- ren zu einer Underperformance gegenüber dem Index führen, will die ETF-Seite eben- falls nicht gelten lassen. Immerhin verlan- gen ja auch aktive Fonds Gebühren. Zu- dem steht das Mittel der Wertpapierleihe zur Verfügung, mit dem zusätzliche Ein- nahmen erzielt werden, die zumindest zum Teil den ETF-Anlegern zufließen und die Performance aufbessern. Die Abweichungen zwischen ETF-Kurs und indikativemNAV sollte den Anbietern zufolge ebenfalls differenziert betrachtet werden. „In Krisenphasen wie im Corona- Crash 2020 hat das Volumen im Sekundär- markthandel der ETFs stark zugenommen, während der Handel im zugrunde liegen- den Anleihenmarkt längst zum Erliegen gekommen war“, erläutert Xtrackers-Pro- duktspezialist Ahnert. Sprich: Am Bond- markt gab es keine aussagekräftigen Kurse mehr, bei ETFs schon. In der Folge klaffte eine Lücke zwischen ETF-Kurs und dem indikativen NAV. „In solchen Phasen war ein Handel von ETFs noch möglich, wäh- rend die zugrunde liegenden Märkte teils schon ausgetrocknet waren“, betont iShares- Experte Jung. „In Krisenzeiten können sich ETFs als stabilisierendes Element erweisen, weil sie noch handelbar sind.“ Zudem verweist Ahnert auf die Beson- derheiten des Bondmarktes. „Ein einheit- licher Preis für Anleihen existiert nicht.Der Handel läuft nicht zentral über einen Han- delsplatz ab“, sagt Ahnert. So können je nach Daten- und Indexanbieter sehr unter- schiedliche Anleihenkurse festgestellt wer- den. Da einige Bonds nicht täglich gehan- delt würden, kämen Modelle zum Einsatz, um eine Preisindikation zu erhalten. Bond- kurse sind demnach oft allenfalls Nähe- rungswerte. SEBASTIAN ERTINGER FP » Es ist nicht das Ziel, alle Anleihen mit der Brechstange ins Portfolio zu heben. « Lukas Ahnert, DWS Xtrackers Aktien dominieren im Bestand … Vermögen europäischer ETFs nach Anlageklassen Der rund 1,6 Billionen Euro schwere ETF-Markt wird von Aktienprodukten bestimmt. *wieAlternative InvestmentsoderMischfonds |Stand:EndeAugust2024 |Quelle:LSEGLipper Rohstoffe 2,3 % + + Geldmarkt 1,9 % Sonstige* 0,6 % Aktien 74,17 % Anleihen 21,0 % … und beim Vertrieb Absatz europäischer ETFs nach Anlageklassen Auch beim Neugeldaufkommen liegen Aktien noch klar vorn. Anleihen holen jedoch auf. Quelle:LSEGLipper 0 20 40 60 80 100 Alternative Rohstoffe Mischfonds Geldmarkt Anleihen Aktien Mrd. Euro Nettomittelaufkommen 2023 +53,5 Mrd. Euro +92,7 Mrd. Euro +10,3 Mrd. Euro +0,6 Mrd. Euro -0,3 Mrd. Euro -1,2 Mrd. Euro VERTRIEB & PRAXIS Anleihen-ETFs 226 fondsprofessionell.at 4/2024 FOTO: © DWS

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