FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024

Begonnen haben wir die Partnerschaft mit einem maßgeschneiderten Schulungspro- gramm zum Klimawandel und einem Fo- kus auf die Frage, wie sich Klimarisiken in den Anlageprozess integrieren lassen. Der eintägige Kurs war für all unsere Invest- ment Professionals verpflichtend, später haben wir das Programm für andere Kol- legen geöffnet und auch einigen Kunden eingeladen. Doch die Zusammenarbeit geht inzwischen weit über solche Schulun- gen hinaus. Wir blicken mittlerweile auf viele Forschungsprojekte zurück, in denen unsere Investmentexperten mit Wissen- schaftlern der Universität kooperieren. Können Sie ein Beispiel für ein solches Projekt nennen? Eines unserer Teams investiert beispielswei- se in Unternehmen aus der Lachs-Branche. Gemeinsammit Columbia-Forschern sind sie der Frage nachgegangen, welche Aus- wirkungen die Erwärmung der Ozeane auf die Fischfarmen und deren Geschäftsmo- dell hat. Die daraus gewonnenen Erkennt- nisse können meine Kollegen nutzen, um die Entwicklung für die Unternehmen in ihren Portfolios zu modellieren. Nachhaltigkeit ist wichtig, steht im Augen- blick aber nicht wirklich im Fokus vieler Investoren. Darum zu zwei Trendthemen der Branche: Das erste betrifft aktive ETFs. In den USA bietet AB solche Produkte bereits an. Bald auch in Europa, so wie einige Ihrer großenWettbewerber? Es stimmt,wir haben vor zwei Jahren unse- re ersten aktiven ETFs in den USA lanciert. Mittlerweile umfasst diese Palette 15 ETFs, das verwaltete Vermögen überschritt jüngst die Marke von fünf Milliarden Dollar.Wir denken zwar darüber nach, solche Produk- te auch außerhalb der Vereinigten Staaten anzubieten, haben aber nur sehr vereinzelt konkrete Pläne. In den USA können ETFs Endanlegern einen Steuervorteil gegenüber klassischen Publikumsfonds bieten. In Asien oder Europa ist das kein Thema. Darum denke ich, dass die Nachfrage nach aktiven ETFs zwar auch hierzulande zunehmen wird, der Trend wird aber weniger steil ver- laufen als in Amerika. Zu einemweiteren Trendthema, der künst- lichen Intelligenz. Was meinen Sie: Wird KI das Asset Management revolutionieren? Dafür haben wir seit Kurzem einen idealen Ansprechpartner: AB berief Anfang Juli mit Andrew Chin erstmals einen „Chief AI Officer“. Schon das zeigt, dass wir das The- ma durchaus ernst nehmen. Meiner Ein- schätzung zufolge ist auf der Investmentsei- te bislang vor allem Software relevant, die ich unter dem Schlagwort „Analytische KI“ subsumieren würde. Ich denke etwa an KI, die Transkripte der quartalsweisen Earnings Calls zusammenfasst. Dann können sich die Analysten darauf konzentrieren, die Konferenzen der wichtigsten Unternehmen ihrer Branchen zu verfolgen, bei den ande- ren Firmen reicht ihnen dann die Zusam- menfassung der KI. Das erspart uns heute schon Tausende Stunden Arbeit. Mit dem, was man unter generativer KI versteht, ex- perimentieren wir bislang unter anderem im Vertrieb. Wir probieren beispielsweise, ob eine KI aus der aktuellen Zusammen- stellung eines Fonds und der Attributions- analyse einen sinnvollen Entwurf eines Monatsberichts verfassen kann. Auch beim Programmieren kann die KI gute Unterstüt- zung leisten. Das sind alles aber nur erste Schritte. Um zu sehen, wie wir KI perspek- tivisch nutzen können, haben wir mit Andrew nun einen Topmanager, der sich Vollzeit um genau diese Frage kümmert. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH FP KURZ-VITA: Christopher Hogbin Nach seinem Studium in Cambridge war Christopher Hogbin als Strategieberater für die Boston Consulting Group in London, San Francisco und Shanghai tätig. 2005 wechselte der Ökonom zu Alliance Bernstein und arbeitete sich vom Analysten zum Aktienchef in New York hoch. Seit Anfang 2024 ist Hogbin Head of Investment des Fondsanbieters. » KI erspart unseren Analysten heute schon Tausende Stunden Arbeit. « Christopher Hogbin, Alliance Bernstein FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH VERTRIEB & PRAXIS Christopher Hogbin | Alliance Bernstein 216 fondsprofessionell.at 4/2024

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