FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024

die Personalentwicklung und teilweise für das operative Geschäft. Für unser Unter- nehmen ist das eine neue Position, aber nicht für die Branche. Bei einigen Mitbe- werbern finden Sie ähnliche Funktionen. Sie sind aber explizit nicht dafür verant- wortlich, eine Hausmeinung mit Blick auf die Finanzmärkte zu formulieren, oder? Nein. Als es um eine Bezeichnung für die neue Position ging, wurde kurz überlegt, sie mit „Chief Investment Officer“ zu über- schreiben. Doch CIO hätte nicht gepasst. Ich sehe mich eher als Manager mit Fokus darauf, das Geschäft nach vorn zu bringen. Wir möchten auch keine Hausmeinung haben, die oben formuliert wird und dann wie in einer Kaskade zu den Portfolioma- nagern nach unten rieselt. Die einzelnen Teams sollen sich ihre eigene Meinung darüber bilden, wohin die Reise an den Märkten geht. Wir möchten sie allerdings bei Themen, die alle betreffen, zusammen- bringen, etwa wenn es um Research zu den Auswirkungen der US-Zinssenkungen oder aktuelle Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz geht. Bei AB hat jedes Team seinen eigenen CIO, oder? Fast. Die Struktur ist die folgende: Für jede Anlageklasse – Aktien, Anleihen, Multi- Asset, Private Alternatives – gibt es Leiter, die an mich berichten.Darunter finden Sie beispielsweise im Aktienbereich etwa 20 Teams, deren leitende Portfoliomanager zugleich als CIO für ihr Segment fungie- ren. Thorsten Winkelmann hier in Frank- furt ist beispielsweise Chief Investment Officer of European and Global Growth. Unser Anleihenbereich ist im Vergleich dazu integrierter organisiert, eher als Platt- form denn in einzelnen Teams. Sie kamen vor fast 20 Jahren als Aktien- analyst zu AB. Bevor Sie Ihre neue Position antraten, waren Sie Head of Equities. Offen- bar sind Sie ein ausgewiesener Aktien- experte. War es herausfordernd, sich auch in dieWelt der Anleihen hineinzudenken? Es stimmt, ich habe als Sell-Side-Analyst be- gonnen, später dann das Research in Euro- pa und Asien verantwortet und bin schließ- lich auf die Buy-Side gewechselt. Schon dieser Schritt brachte eine wichtige Verän- derung mit sich: Auf der Sell-Side ist der Blick auf den Einzeltitel entscheidend, auf der Buy-Side geht es darum, nicht nur viel- versprechende Wertpapiere zu finden, son- dern diese auch zu einem sinnvollen Port- folio zu kombinieren. Mit der breiteren Verantwortung, die ich jetzt trage, kamen zwar neue Assetklassen hinzu, aber die wesentlichen Faktoren bleiben die glei- chen: Es geht um die fundamentale Analy- se von Geschäftsmodellen und die Bewer- tung der entsprechenden Wertpapiere – und die Frage, wie sich daraus ein Portfolio konstruieren lässt. Außerdem darf ich auf die Unterstützung toller und sehr erfahre- ner Kollegen bauen. Ich muss nicht alles neu erfinden (lacht). Siemöchten nicht alles neu erfinden – aber doch einiges ändern. Was haben Sie schon angestoßen? Das betrifft die Punkte, die ich vorhin erwähnt habe. Wir haben beispielsweise begonnen, in den verschiedenen Regionen der Welt regelmäßige Treffen unserer leiten- den Investmentexperten aller Bereiche zu organisieren. Dort berichten sie über Ent- » Ich denke, dass die Nachfrage nach aktiven ETFs zwar auch hierzu- lande zunehmen wird, der Trend wird aber weniger steil verlaufen als in Amerika. « Christopher Hogbin, Alliance Bernstein FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.at 4/2024 213

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