FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024

Fragwürdige Verquickung Eine Untersuchung der britischen Finanzaufsicht deckte die engen Verflechtungen zwischen der Fondsboutique H2O und dem Finanzier Lars Windhorst auf. Heute gibt sich das Haus geläutert. E ine Silvesterreise samt Familie, teils im Privatjet, auf die Karibikinsel St. Mar- tin, auf eine Golfpartie nach Barbados, per Helikopter zum Formel-1-Rennen, Abend- essen auf der Superyacht oder eine Wein- probe mit Monacos Regierungschef – der deutsche Finanzier Lars Windhorst konnte augenscheinlich viele Annehmlichkeiten bieten. Die Gründer und Köpfe der Fonds- gesellschaft H2O, Bruno Crastes und Vin- cent Chailley, sowie andere Führungskräfte und Mitarbeiter des Asset Managers nah- men die gebotenen Genüsse an. Dies offenbart der im August vorgelegte Abschlussbericht der britischen Finanz- aufsicht FCA, in dem die Behörde die Vor- gänge rund um die Investments mehrerer H2O-Fonds in Wertpapiere aus dem Um- feld von Windhorsts Tennor Holding un- tersuchte.Die FCA stellte über 50 Fälle fest, in denen H2O-Mitarbeiter Bewirtungen und Einladungen erhalten hatten, die aber nicht ordnungsgemäß deklariert wurden. Eingefrorene Fonds Damit traten neue Details über das Drama zutage, das im Juni 2019 einen ers- ten Höhepunkt erreichte. Damals wurden die massiven Windhorst-Engagements der H2O-Fonds bekannt. Anleger zogen da- raufhin gut acht Milliarden Euro aus den Fonds ab. Die Portfolios wurden 2022 in liquide und illiquide Fonds aufgeteilt. Die Ein Yachthafen der Insel St. Martin: Zum Jahreswechsel von 2018 auf 2019 flog H2O-Gründer Bruno Crastes samt Familie auf die Karibikinsel – auf Einladung des deutschen Finanziers Lars Windhorst. 2019 Juni 2019: Ein Beitrag im Blog „Alphaville“ der „Financial Times“ beleuchtet die Investments von H2O in Wertpapiere, die dem Umfeld des Finanziers Lars Windhorst zuzurech- nen sind. Anleger ziehen acht Milliar- den Euro aus den Fonds ab. Der H2O- Gründer Bruno Crastes verteidigt die Investments und betont: „Wir werden niemals unsere Fonds einfrieren.“ 2020 März 2020: Der Kursverfall im Zuge der Corona-Pandemie trifft H2O- Fonds schwer. Bruno Crastes ent- schuldigt sich in einer Kundenmittei- lung für die aufgetürmten Verluste. Mai 2020: Windhorst will den H2O- Fonds die Wertpapiere wieder abkau- fen – mit Abschlägen. Juli 2020: Der geplante Rückkauf der Wertpapiere weckt das Miss- trauen der Behörden. Die britische Finanzaufsicht FCA führe „eine Dis- kussion“ mit H2O. Zudem stehe die Behörde im Austausch mit anderen europäischen Aufsehern. August 2020: Die französische Fi- nanzaufsicht AMF schließt zeitweise drei Fonds von H2O. Darüber hinaus friert die Boutique von sich aus wei- tere Fonds ein. Die Aussetzung soll vier Wochen dauern. Während der Sperre sollen die illiquiden Papiere in „Seitentaschen“ aussortiert werden. Oktober 2020: Nach der Aufteilung öffnet H2O die liquiden Portfolios. Die „Seitentaschen“ bleiben geschlossen und sollen Schritt für Schritt liquidiert werden. November 2020: Die französische Bank Natixis erklärt, ihre Beteiligung in Höhe von 50,1 Prozent an H2O verkaufen zu wollen.  Das H2O-Windhorst-Drama im Zeitverlauf | Teil 1 VERTRIEB & PRAXIS H2O 200 fondsprofessionell.at 4/2024 FOTO: © NANCY PAUWELS | STOCK.ADOBE.COM

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