FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024

Internationale Versicherungsmakler suchen in Österreich nach Kaufgelegenheiten. Die Übernahmen haben sich verdoppelt, wobei teils extrem hohe Preise bezahlt werden, sagt Wolfgang Willim, Gründer des Unternehmensberaters Sewico. Ö sterreichische Versicherungsmakler- gesellschaften werden momentan von potenziellen Käufern aus Deutschland und anderen Märkten heiß umworben. Die Übernahmedynamik hat sich verdoppelt, die Preise, die man bei einem Verkauf erzielen kann, sind stark angestiegen, sagt Wolfgang Willim, Gründer und Geschäfts- führer der auf Versicherungsmakler spezia- lisierten Unternehmensberatung Sewico. Herr Willim, Sie registrieren als Unterneh- mensberater momentan ein hohes Inter- esse ausländischer Gesellschaften an österreichischen Versicherungsmaklern. Nicht nur deutsche Makler wollen hier zu- kaufen. Woher kommen die Käufer noch? Wolfgang Willim: Wir sehen neben anderen internationalen Unternehmen zum Bei- spiel den australischen Private-Equity-Fonds Macquarie als Investor, der über Makler- gesellschaften aus Großbritannien oder Deutschland tätig ist. In Deutschland läuft seit ein paar Jahren eine intensive Konsoli- dierung des Maklermarktes. Noch weiter fortgeschritten ist sie in Großbritannien. Die Übernahmen in Deutschland haben sich von 2023 auf 2024 verdoppelt. Und der Wachstumsappetit durch Zukauf macht nicht an der Grenze halt. Die Ver- doppelung sieht man auch in Österreich. Was ist in Österreich abseits der geringen Sprachbarriere für deutsche Versiche- rungsmakler interessant? Österreich hat teils sehr vorteilhafte Rah- menbedingungen wie langjährige Verträge, etwa im Gewerbebereich mit bis zu zehn- jährigen Laufzeiten.Das gibt es in Großbri- tannien nicht und in Deutschland nur teil- weise. Es ist auch eine Spezialität in Öster- reich, dass der Provisionär nicht durch Ver- lust der Vollmacht wechselt, sondern erst mit natürlichem Ablauf des Vertrags. In Deutschland hingegen wechselt die Provi- sionszahlung mit dem Makler; der Versi- cherer zahlt an den neuen Betreuer. Es gibt also in Österreich eine höhere Sicherheit beim Kauf von Maklerbeständen oder -unternehmen; selbst wenn Kunden später abwandern, habe ich teilweise noch über mehrere Jahre die Provisionszahlungen. In Deutschland gibt es große Unternehmen, ob das jetzt Martens und Prahl, MRH Trowe, GGW (Gossler, Gobert & Wolters) und andere sind, die selbst getrieben durch den Eintritt von inländischen oder oft von britischen Investoren nach Wachstums- möglichkeiten suchen. Ist die Internationalisierung gut für die Qua- lität am österreichischen Maklermarkt? Generell wird der Versicherungslandschaft immer internationaler. Ich hatte ein inter- essantes Gespräch mit einem deutschen Makler, der gesagt hat: „Bis vor wenigen Jahren dachte man, man könnte für alle Kunden die notwendigen Produkte aus dem Angebot deutscher Versicherer ab- decken. In den letzten paar Jahren stößt man aber an Grenzen und muss als Mak- ler auch Lösungen aus Amerika, Großbri- tannien oder Skandinavien einbinden.“ Und größere Strukturen haben natürlich eine andere Marktmacht gegenüber den Versicherern. Ein Maklerunternehmen mit 200, 300 Millionen Euro Provisionsumsatz „Die Preise sind für kleinere Makler oft viel zu hoch “ » Österreich hat teils sehr vorteilhafte Rah- menbedingungen wie langjährige Verträge. « Wolfgang Willim, Sewico FONDS & VERSICHERUNG Wolfgang Willim | Sewico 160 fondsprofessionell.at 4/2024

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