FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024

Planungs desaster Investoren von Bauherrenmodellen lehnen sich gegen den Projektinitiator Silver Living auf. Anlass dafür sind massive Überschreitungen bei den Zeit- und Kostenplänen der Projekte. H ochwertige Immobilien in guten La- gen entwickeln, finanzieren, bauen und vermieten. Das klingt trivial, ist es aber nicht. Denn beim niederösterreichischen Projektentwickler Silver Living brechen bei einer Vielzahl von Immobilienprojekten die ursprünglichen Investitionspläne wie Kartenhäuser zusammen. Die Probleme sind so gravierend, dass sich einstige Ver- triebspartner und zahlreiche ihrer Investo- ren von Silver Living abwenden. Doch der Reihe nach: Silver Living wur- de 2006 gegründet und konzipiert, beglei- tet oder errichtet selbst Wohnanlagen und andere Immobilienprojekte. Das Unter- nehmen sieht sich als „Marktführer im frei- finanzierten Wohnbau für Seniorenwohn- anlagen“, entwickelt aber auch klassische Mehrfamilienhäuser, Studentenheime und Immobilien, in denen mehrere Generatio- nen unter einem Dach leben. Walter Eichinger, einer der Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter, ist ein ausgewiesener Experte für das Senioren- wohnen. Er war an der Entwicklung eines europäischen Regelwerks beteiligt, auf des- sen Grundlage im Jahr 2012 die öster- reichische ÖNORM 16118 „Betreutes Wohnen“ verabschiedet wurde. Der zweite Gründer und geschäftsfüh- rende Gesellschafter, Thomas Morgl, ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt. Er war von 2004 bis 2008 Vorstand in der früheren Hypo-Alpe-Adria-Bank und er- langte breitere Bekanntheit unter anderem im Prozess gegen den Hypo-Vorstand we- gen Bilanzfälschung, in dem er sich schul- dig bekannte, aber im Rahmen einer Diversion gegen Zahlung einer Geldbuße nicht verurteilt wurde. Risiken schlagen durch Silver Living wirbt für sich mit der „Expertise aus derzeit mehr als 2.734 Wohneinheiten mit über 153.600 Quadrat- metern Nutzfläche“, die seit 2006 ent- wickelt und begleitet worden seien. Das ist viel Erfahrung, aber die vergangenen fünf Immobilienjahre führten Investoren und Beratern vor Augen, dass Risiken in der Projektentwicklung nicht nur theoretisch bestehen. Die Pandemie, die Inflation und von der Politik veränderte Förderrichtlinien in der Steiermark waren zum Beispiel exter- ne Faktoren, die Projektpläne in Makulatur verwandelten. Mit langen Verzögerungen bei den Behörden, steigenden Kosten und temporären Lieferengpässen waren prak- tisch alle Bauherrenmodelle gleichermaßen konfrontiert. Im Umfeld der Silver Living macht sich jedoch seit einigen Monaten Unmut bei den Investoren und imVertrieb breit, weil es bei zahlreichen Projekten (siehe Tabelle auf Seite 154) Probleme gibt, die über das generell im Markt bekannte und akzeptierte Ausmaß hinausgehen und die Frage aufwerfen, ob Silver Living im Projekt- und Risikomanagement versagt hat. Projekt Laudongasse Kritische Anleger vertreten mittlerweile die Auffassung, dass das Unternehmen da- für mitverantwortlich ist, dass Projekte aus dem Ruder gelaufen sind. „Das Manage- ment ist inhaltlich überfordert und den Herausforderungen nicht gewachsen“, sagte ein Investor, der aus beruflichen Gründen Zahlreiche Immobilienprojekte des Entwicklers Silver Living laufen schief. Nicht nur dass die Projektum- setzungen länger dauern, sie kosten in einigen Fällen auch erheblich mehr als ursprünglich geplant. SACHWERTE Bauherrenmodell 152 fondsprofessionell.at 4/2024 FOTO: © STANDRET | STOCK.ADOBE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=