FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2024
Geld für die Realwirtschaft Nach zaghaften ersten Versuchen kündigt sich mit dem ELTIF 2.0 nun ein breiteres Angebot an. Über dieses Vehikel können Anleger international in Private Equity und Infrastruktur investieren. V or mehr als zehn Jahren wollte die EU-Kommission mit dem European Long-Term Investment Fund (ELTIF) die Finanzierung der maroden Infrastruktur und des Systemwechsels zu einer nachhal- tigen Wirtschaft ankurbeln. Das Vorhaben war jedoch ein Rohrkrepierer, weil auf- grund der engen regulatorischen Vorgaben nur wenige Investmenthäuser den ELTIF in ihr Programm aufnahmen. Die Politik musste also reagieren und schuf den ELTIF 2.0, der leichtgängiger ist (siehe Infokasten auf Seite 150) und deshalb von der Finanz- industrie besser angenommen wird. ELTIFs sind voll regulierte Finanzvehikel, die direkt und indirekt in Alternative In- vestments gehen. In Österreich eröffnet die Produktkategorie Privatanlegern wieder einen Weg, mit geringen Beträgen in den Private-Equity-Markt zu investieren. Über normale geschlossene Alternative Invest- mentfonds (AIFs) ist dies seit 2013 aufgrund des strengen AIFM-Gesetzes nur stark eingeschränkt möglich. Beim ELTIF 2.0 gibt es keine Investitionsbarrieren. „Es ist positiv, dass der ELTIF mit der überarbeite- ten Verordnung anders als zum Beispiel ein geschlossener Private-Equity-AIF österreichi- schen Privatinvestoren angeboten werden darf“,meint der scheidende Geschäftsführer des Fachverbands der Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer, Alexander Kern. Großes Absatzpotenzial Doch bevor das neue Vehikel reüssieren kann,muss ein Produktangebot entstehen. Die Basis wird bereits größer: Nachdem von 2016 bis 2023 nur 85 Fonds auf den Markt kamen, wurden in den ersten neun Monaten 2024 europaweit schon 36 Fonds von 31 verschiedenen Vermögensverwal- tern aufgelegt, wobei laut Scope 22 ihren ersten ELTIF präsentierten. Die meisten Fonds sind den Anlageklassen Private Equi- ty und Private Debt zuzuordnen. Das dritt- wichtigste Segment nach der Zahl der auf- gelegten ELTIFs ist Infrastruktur. In ihrer im Mai 2024 veröffentlichten Studie schätzte Scope, dass das ELTIF-Volu- men bis Ende 2026 auf bis zu 35 Milliar- den Euro steigt. Zum Vergleich: Ende 2023 lag das europaweit kumulierte Fondsvolu- men nur bei rund 13 Milliarden Euro. Die deutsche Ratingagentur sprach kürzlich aber auch von einigen Herausforderungen, beispielsweise in Bezug auf komplizierte Vertriebsverfahren insbesondere in der Abwicklung auf den Depotplattformen. Verhaltener Start In Österreich fehlen zurzeit noch Know- how und das breite Produktangebot. Mi- chael Patzelt, Vertriebsleiter für die DACH- Region bei der FondsplattformMoventum, schätzt, dass 70 Prozent der in Deutschland zugelassenen Fonds theoretisch auch in Österreich angeboten werden dürften. Prak- tisch werden jedoch nur wenige ELTIFs ak- tiv vertrieben (siehe Tabelle nächste Seite). Die EU wünscht sich, dass mit dem „European Long-Term Investment Fund“ (ELTIF) in Europa mehr privates Kapital für die Infrastruktur und den Wandel zu einer nachhaltigen Wirt- schaft auf die Beine gestellt wird. Dem ELTIF wird generell ein großes Absatzpotenzial bescheinigt. RWB Austria-Geschäftsführerin Birgit Schmolmüller stellt auf dem FONDS professionell KONGRESS ihr Angebot vor. ANMELDUNG: fondsprofessionell.at WIEN, 5. UND 6. MÄRZ 2025 SACHWERTE ELTIF 146 fondsprofessionell.at 4/2024 FOTO: © BOS AMICO | STOCK.ADOBE.COM | GENERIERT MIT KI
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