FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024

einen anhaltenden Rückgang der Nachfra- ge nach Platin in der Automobilindustrie erwartet hätten, führt Raymond aus. Tat- sächlich liege der Platinbedarf der Autoher- steller jedoch über dem Niveau von vor der Corona-Pandemie. Zudemwerde beim Bau von Brennstoffzellen, die Wasserstoff in Energie wandeln, Platin verwendet. Die Marktkenner rechnen daher mit einem Stimmungsumschwung beim Platinpreis. Handelsschock voraus Kupfer wiederum erlebte deutliche Preis- steigerungen – denn im Zuge der Energie- wende und durch den Aufbau etwa von Windparks ist das Metall zu einem wichti- gen Basisstoff geworden. So sei denn auch der jüngste Anstieg bei den Rohstoffprei- sen „durch die Energiewende und durch makropolitische Ereignisse angetrieben“, meint UBP-Analyst Boley. Er und sein Team gehen davon aus, dass beide Themen auf der Agenda bleiben werden. Gerade politische und volkswirtschaftliche Unsi- cherheit kann sich jedoch sehr unterschied- lich auf die einzelnen Rohstoffe auswirken. So könnte es je nach Ausgang der Prä- sidentschaftswahlen in den USA zu einem „Handelsschock kommen“, wie Nitesh Shah anmerkt, Leiter Rohstoff- und Ma- kro-Research beimAsset Manager Wisdom Tree. „Der globale Handel könnte zum Spielball der Politik werden.“Und geringe- re Exportmengen seien in der Vergangen- heit mit niedrigeren Rohstoffpreisen ein- hergegangen, erläutert Shah. Dies dürfte vor allem Energie- und Industriegrund- güter betreffen, während sichere Häfen wie Gold zulegen könnten. Positiv sei wiederum, dass „Zinssenkun- gen in Sicht sind“, fährt Shah fort. In der Vergangenheit hätten sich niedrigere US- Zinsen meist positiv auf die Rohstoffpreise ausgewirkt. Zudem könnte dies ein Signal für andere Volkswirtschaften darstellen. „China hat darauf gewartet, dass andere Länder die geldpolitischen Bedingungen lockern, bevor es selbst ernsthaft damit beginnt“, führt der Experte aus. „Weitere geldpolitische Unterstützung durch den größten Rohstoffverbraucher der Welt dürf- te die Anlageklasse beflügeln“, so Shah. Welche Richtung Konjunktur und Poli- tik auch einschlagen – für die einzelnen Grundgüter kann dies sehr unterschiedli- che Folgen haben. Rohstoffe können daher in einem Portfolio einen guten Gegenpol zu Aktien und Anleihen bilden. Doch Finanzinvestoren sehen sich hier mit den Tücken der Terminmärkte konfrontiert. Zudem spielt die Frage der nachhaltigen Förderung hinein. Anleger und Berater müssen also viel beachten – und sollten bei der Auswahl von Portfoliomanagern be- sonders sorgsam sein. SEBASTIAN ERTINGER FP » Für die Goldminen- gesellschaften bedeuten die Rekordgoldpreise Rekordmargen. « Imaru Casanova, Van Eck Gesuchte Zuflucht Entwicklung im Vergleich (auf US-Dollar-Basis) Gold und Silber erwiesen sich einmal mehr als gesuchte Häfen in Zeiten wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit. Spotpreise |Quelle:Bloomberg -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 2024 I 2023 I 2022 I 2021 I 2020 I ’19 Gold Platin Silber 70,0 % 69,8 % 5,3 % Spitzen abgeflaut Entwicklung im Vergleich (auf US-Dollar-Basis) Während der Ukrainekrieg zunächst die Preise bestimmter Güter in die Höhe trieb, flachte der Effekt zuletzt ab. Generische,einmonatigeKontrakte |Quelle:Bloomberg -80 % -60 % -40 % -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 120 % 2024 I 2023 I 2022 I 2021 I 2020 I ’19 Weizen Rohöl (WTI) Kupfer 11,3 % 63,3 % 36,0 % MARKT & STRATEGIE Rohstoffe 92 fondsprofessionell.at 3/2024 FOTO: © VALERIE CAVINESS PHOTOGRAPHY | VAN ECK

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