FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024
chen nicht ohne Grund in aller Regel den strengen Vorschriften nach Artikel 8 SFDR, sprich der EU-Offenlegungsverordnung. Ich würde sogar sagen, dass Nachhaltigkeit und die Berücksichtigung von ESG-Krite- rien inzwischen einen integralen Bestand- teil imManagement unserer Fonds darstel- len. Auch wenn wir die meisten der von uns gemanagten Produkte bewusst nicht als sogenannte Nachhaltigkeitsfonds ver- markten, hat die Einhaltung entsprechen- der ESG-Kriterien im Sinne der SFDR höchste Priorität. Kölsch: Wie muss man sich das konkret in der Praxis vorstellen? Schneider: Das Thema Nachhaltigkeit be- gleitet mich imGrunde bereits seit über 20 Jahren in meiner Zeit bei Allianz Global Investors.Das Global-Growth-Team, das ich heute leite, war wesentlich an der Konzep- tion des damals noch mit einem Best-in- Class-Ansatz gemanagten Allianz Global Sustainability beteiligt, den unser Unter- nehmen als eine der ersten großen Fonds- gesellschaften hierzulande bereits vor mehr als 20 Jahren aufgelegt hat. Gewissermaßen formalisiert wurde die Berücksichtigung von ESG-Aspekten aber auch in unserem Fondsmanagement im Grunde erst ab 2018 mit der Verabschiedung der EU-Sus- tainable-Finance-Regulierung als einer Art Gamechanger für die Investmentbranche. Heuser: Wie muss man sich das heute im Sinne der konkreten Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien vorstellen? Schneider: Was wir anfangs als ESG-Integra- tion beschrieben haben, bezeichnen wir heute als risikobasierten ESG-Ansatz. Kon- kret gesagt: Bevor eine Aktie ins Portfolio aufgenommen wird, erstellen wir eine detaillierte Analyse in Bezug auf den jewei- ligen Investment Case selbst, aber eben auch die dahinter stehende Qualität des Unternehmens, dessen strukturelle Wachs- tumsmöglichkeiten und eventuelle Wett- bewerbsvorteile sowie nicht zuletzt seine aktuelle Bewertung und die Aufstellung des Managements. Und in diese Analyse fließen natürlich in jedem Fall auch die Berücksichtigung von möglichen ESG- Risiken und deren potenzielle Auswirkun- gen auf die Finanzsituation anhand von konkreten Nachhaltigkeitsdaten mit ein. Kölsch: Und diese Daten stammen woher? Arbeiten Sie mit externen Datenanbietern zusammen? Schneider: Wir arbeiten dabei mit einer Kombination aus Ausschlusskriterien, wie man sie auch von vielen Wettbewerbern kennt, sowie dem Erreichen konkreter KPI- Ziele, sogenannte Key Performance Indica- tors, in Bezug auf das Thema CO 2 -Emissio- nen. Bei den Ausschlusskriterien orientie- ren wir uns an den Daten, die wir von MSCI als Ratinganbieter beziehen. Beim KPI-Ziel bezüglich CO 2 -Emissionen grei- fen wir auf Daten der Ratingagentur Insti- tutional Shareholder Services (ISS) zurück. Als Minimum haben wir uns bei Letzteren einen Wert gesetzt, der 20 Prozent unter- halb der entsprechenden Benchmark-Vor- gaben liegen muss, wobei wir mit unseren Investments in der Regel sogar einen Wert erreichen, der 80 Prozent unterhalb der Benchmark liegt. Heuser: Undwie gelangen diese Informatio- nen in der Praxis zum Fondsmanager? Schneider: Theoretisch können wir im Fondsmanagement auf alle Rohdaten zu- rückgreifen, die uns die Ratingagenturen liefern. Im Tagesgeschäft ist das aber kaum sinnvoll und wird nur in besonderen Ein- zelfällen geschehen. Um deren Berücksich- tigung für den jeweiligen Fondsmanager sinnvoll einsetzbar zu machen, sind diese Daten so aufbereitet und in unser Portfo- liomanagementsystem integriert, dass ein möglichst reibungsloser und wenig zeitrau- bender Zugriff möglich ist. Anhand dieser » Bei den Ausschluss- kriterien orientieren wir uns an den Daten, die wir von MSCI als Rating- anbieter beziehen. « Christian Schneider, Allianz GI MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Christian Schneider | Allianz Global Investors 74 fondsprofessionell.at 3/2024 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH NACHHALTIG NACHGEFRAGT
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