FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024

sung, an unserem grundlegenden Ziel, das Vermögen unserer Kunden nicht nur zu schützen, sondern möglichst zu vermehren, etwas zu verändern. Dieses Ziel verfolgen wir auch künftig mit einer Anlagephiloso- phie,mit der wir einen klaren Wachstums- qualitätsansatz verfolgen. Kölsch: Ein Schlagwort, das auch andere Fondsmanager gern für sich in Anspruch nehmen. Was verstehen Sie unter der Kombination vonWachstum und Qualität? Schneider: Von meiner Ausbildung her bin ich Volkswirt, deshalb ist mir sehr bewusst, wie schwierig es ist, die künftige Entwick- lung der Konjunktur vorherzusagen. Die Wahrscheinlichkeit, richtigzuliegen, kommt in vielen Fällen eher der einer Wetter- vorhersage gleich. Deshalb versuchen wir uns gar nicht erst an der Prognose von zyklischemWachstum. Heuser: Sondern? Schneider: Wir versuchen, durch systemati- sche Analysen Unternehmen zu finden, die bestimmte Treiber für ein möglichst starkes strukturelles Wachstum aufweisen. Darun- ter verstehen wir solche Wachstumstreiber, die nicht abhängig sind vom Wohl und Wehe der kurzfristigen konjunkturellen Gesamtentwicklung. Die grundsätzliche Überlegung dahinter erschließt sich relativ einfach, wenn man sich bewusst macht, dass Wachstum nur dann sinnvoll ist, wenn der von einem Unternehmen erziel- te Ertrag deutlich über den dafür eingesetz- ten Aufwendungen liegt. Denn es dürfte jedem einleuchten, dass Wachstum bei Pro- fiten, die unter den Kapitalkosten liegen, am Ende sogar wertvernichtend ist. Heuser: Aber was verstehen Sie unter dem Aspekt Qualität, der inzwischen zu einem regelrechten Marketingkampfbegriff ge- worden ist? Schneider: Auch wenn ich Ihnen in dieser Einschätzung leider recht geben muss, hat Qualität für uns eine besondere und ernst zu nehmende Bedeutung.Wir meinen da- mit Unternehmen, die überdurchschnitt- lich hohe Renditen auf ihr eingesetztes Kapital erzielen und damit einen deutlich positiven Spread zu ihren Kapitalkosten aufweisen. Dann hat man den großen Vor- teil, dass etwas in Gang gesetzt wird, das als Compounding-Effekt bezeichnet wird. Unternehmen, die es schaffen, ihre über- durchschnittlich hohen Cashflows in ihr Wachstum zu reinvestieren, sind in der Lage, im Zeitablauf nicht nur ihren Unter- nehmenswert strukturell zu steigern, son- dern auch ihre Dividendenzahlungen suk- zessive zu erhöhen sowie kurssteigernde Aktienrückkäufe vorzunehmen. Kölsch: Aber noch einmal zum Thema Wachstumstreiber: Wo finden Sie solche, und welche Rolle spielt dabei unser Thema Nachhaltigkeit? Schneider: Grundsätzlich spielen dabei Aspekte wie die zunehmende und sinnvoll eingesetzte Digitalisierung eine Rolle, seit einiger Zeit darüber hinaus die Nutzung entsprechender Tools der künstlichen Intel- ligenz zur Steigerung der eigenen Produk- tivität, aber auch ein bewusster und ziel- gerichteter Umgang mit den möglichen Auswirkungen des demografischen Wan- dels. Und nicht zuletzt – vor allem auf lan- ge Sicht – kann auch der vorausschauende Umgang eines Unternehmens mit dem notwendigen Umbau unserer Volkswirt- schaften hin zu mehr Klimaneutralität zu einem wesentlichen Wachstumstreiber werden. Kölsch: Muss man aus der Tatsache, dass Sie das Thema Nachhaltigkeit an letzter Stelle genannt haben, schließen, dass ESG- Aspekte eine nur untergeordnete Rolle im Management Ihrer Fonds spielen? Schneider: Das wäre allerdings ein fataler Fehlschluss. Denn unsere Fonds entspre- » Wir versuchen, Unter- nehmen zu finden, die bestimmte Treiber für ein starkes strukturelles Wachstum aufweisen. « Christian Schneider, Allianz GI MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Christian Schneider | Allianz Global Investors 72 fondsprofessionell.at 3/2024 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH NACHHALTIG NACHGEFRAGT

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