FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024
dazu, dass wir relativ stark in zyklische Branchen und Werte investieren, ganz ein- fach weil ich glaube, sehr gut verstanden zu haben, auf welche Art und Weise man in die entsprechenden Unternehmen investie- ren muss. Viele unserer Wettbewerber sind sehr zurückhaltend in Bezug auf zyklische Werte. Wir dagegen sind davon überzeugt, dass gerade die Zykliker einen enormen Va- lue bieten, wenn man weiß, wann man sie kaufen und wann man sie verkaufen sollte. John: Wie steht es denn um Kennzahlen wie die durchschnittliche Haltedauer von Investments und den Turnover im Fonds? Walewski: Die konkreten Zahlen kann ich Ihnen noch nicht einmal genau nennen, zumal das über lange Zeiträume sehr stark variieren kann. Was ich aber durchaus sa- gen kann, ist, dass ich dazu neige, bestimm- te Aktien über sehr viele Jahre hinweg zu handeln. Einige der Positionen in meinem Portfolio verfolge ich bereits seit 30 oder 35 Jahren und habe sie immer wieder einmal streckenweise gehalten, ummich dann zeit- weise auch wieder davon zu trennen. Heuser: Ein schwieriges Börsenjahr 2022 haben Sie im dritten Perzentil extrem gut abgeschlossen, 2023 aber lag der Fonds deutlich hinter der Benchmark. Sind Sie ein Fondsmanager für schwierige Zeiten? Walewski: Nein, das kann man so nicht sagen. Auch 2017 haben wir zum Beispiel in einem positiven Markt deutlich outper- formt und haben den Anspruch, in allen Marktphasen einen Mehrwert für den An- leger zu schaffen. Die Entwicklung an den Aktienmärkten verläuft ja am Ende alles andere als linear. Wie gesagt: Ich will und kann vor allem nicht in alles investieren. Deshalb konzentriere ich mich auf Invest- ments in Werte, deren Geschäftsmodell ich durchdrungen habe und wirklich verstehe, statt jeder Story im Markt ohne Sinn und Verstand hinterherzulaufen. Das impliziert, dass man auf der einen Seite geduldig sein muss, bis sich der erwartete Wert eines In- vestments materialisiert, dass man anderer- seits aber auch bestimmte Zeiten einer Underperformance aushalten muss. Heuser: Würden Sie rückblickend sagen, dass Sie es im Fall von Wirecard mit der Geduld etwas übertrieben haben und viel zu lang investiert geblieben sind? Walewski: Wenn Sie auf unsere schwache Performance von 2019 und 2020 anspielen, so hat unser Festhalten an Wirecard sicher zu einem gewissen Teil dazu beigetragen. Unser in beiden Jahren ohne Zweifel schlechtes Abschneiden lag aber vor allem an unserem Value Bias. John: Inwiefern? Walewski: Bei wertorientierten Investments kam es in diesemZeitraum zu einer Under- performance von rund 35 Prozent.Das ent- spricht einem extrem selten vorkommen- den Ereignis, das in Bezug auf seine Wahr- scheinlichkeit einem Fünf-Sigma-Event gleichkommt. Zudem haben wir in dieser Zeit einige Fehlentscheidungen getroffen; gleichzeitig sind viele Aktien, die wir aus den genannten Gründen nicht im Port- folio hatten, sehr stark gestiegen. Deshalb war Wirecard nur noch so etwas wie die verdorbene Kirsche auf dem Saure-Sahne- Häubchen der Underperformance. Heuser: Würden Sie sagen, dass Wirecard Ihr größter Fehler gewesen ist? Walewski: Auf die vergangenen Jahre trifft das sicher zu, wobei es in meiner inzwi- schen mehr als 30-jährigen Laufbahn als Fondsmanager durchaus auch andere schlechte Investments gegeben hat. In einer jahrzehntelangen Karriere kommt es hier und da zu Engagements, die sich nicht wie gewünscht entwickeln. Wichtig ist, sich wieder davon zu erholen. Nach vorn blickend kann ich sagen, dass uns das auch diesmal gelungen ist.Mit unserem sehr gu- ten Track Record über die vergangenen Jahre brauchen wir uns sicher nicht zu ver- stecken. Und wir haben inzwischen nicht ohne Grund eine Reihe von Mandaten » Einige der Positionen in meinem Portfolio verfolge ich bereits seit 30 oder 35 Jahren. « Nicolas Walewski, Alken AM MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Nicolas Walewski | Alken Asset Management 52 fondsprofessionell.at 3/2024 FOTO: © TOM BIRTCHNELL KREUZ VERHÖR
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