FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024
Einfluss top, Expertise Flop Finfluencer verbreiten Anlagetipps über Social Media. Um gute von schlechten Anbietern unterscheiden zu können, hat ein Team von Wissenschaftlern aus Leipzig einen Qualitätsscore entwickelt. I nfluencer, die sich mit dem Thema Finanzen beschäftigen, sind derzeit en vogue. Wer in den sozialen Medien unter- wegs ist, trifft die sogenannten Finfluencer auf allen Kanälen, bevorzugt auf Youtube, Instagram oder Tiktok. Doch die neue Berufsgattung ist nicht unumstritten. Im- mer öfter werden Zweifel an der Reputa- tion einzelner Anbieter laut. Wie viele Finfluencer im deutschsprachi- gen Bereich unterwegs sind, ist nicht so leicht auszumachen. Henning Zülch, Pro- fessor an der HHL Leipzig Graduate School of Management, spricht von über 350 Finanz-Influencern allein auf der Platt- form Instagram. Darunter tummeln sich Namen wie „Madame Moneypenny“, „Pro- fessor Finanzen“oder „Investmentpunk“. In der Regel betreiben Einzelpersonen die Seiten, die „großen“ Finfluencer bestehen jedoch aus Teams von zwei bis rund zehn Personen und arbeiten höchst professionell. Einzelne Anbieter, die auch als GmbH auf- gestellt sind, beschäftigen sogar bis zu 50 Mitarbeiter, zu denen Redakteure, Grafiker und Social-Media-Manager gehören. Die Reichweite ist beachtlich: Die Top Ten der deutschsprachigen Finfluencer auf Insta- gram kommen auf jeweils über 200.000 Follower – Tendenz steigend. Die Gesamt- zahl aller Follower im DACH-Raum liegt bei knapp 17 Millionen. Schattenseiten Grundsätzlich spricht nichts gegen die Idee, Finanzwissen über die sozialen Me- dien insbesondere an die hier besonders präsente junge Generation weiterzugeben. Dies bestätigt auch die Wissenschaft: „Fin- fluencer können als Multiplikatoren und Informations-Intermediäre verstanden wer- den, die dabei helfen, die finanzielle Bil- dung in der Breite der Bevölkerung adres- satengerecht zu fördern“, sagt Zülch. „Da- mit tragen Finfluencer nicht nur zu einer ‚Demokratisierung‘ von Finanz- und Anla- geberatung bei, sondern können Verbrau- chern auch dabei helfen, besser informierte Entscheidungen zu treffen.“ Sie erleichtern somit, teilweise auch auf spielerische Art, den Zugang zu Finanzwissen, was vor allem für junge Menschen von Vorteil ist, „insbesondere bei der sogenannten ‚Gene- ration Aktie‘“, so Zülch. Es gibt jedoch auch Schattenseiten: Eini- ge schwarze Schafe versprechen arglosen Zuschauern das Blaue vom Himmel, wer- ben für hoch spekulative Anlageprodukte wie Differenzkontrakte (Contracts for Dif- ference, CFDs) oder empfehlen das soge- nannte Copy-Trading. In vielen Fällen fehlt dabei der Risikohinweis komplett – oder er ist kaum zu finden. „Es kursieren auch un- zählige falsche oder nur teilweise richtige Darstellungen. Oft sind Anlagetipps daher nicht verlässlich“, bemängelt die Finanz- aufsicht Bafin. „Nicht alle Tippgeberinnen und Tippgeber kennen sich ausreichend » Die meisten Fin- fluencer bewegen sich rechtlich in einer sehr dunklen Grauzone. « Stefan Schmitt, Inno Invest Smartphone aufs Stativ und los: Erfolgreiche Influencer sind ohne Frage Experten in puncto Selbst- vermarktung. Ob sie Spezialisten für die Themen sind, über die sie reden, lässt sich nicht so leicht erkennen. BANK & FONDS Finfluencer 260 fondsprofessionell.at 3/2024 FOTO: © SOFIKO14 | STOCK.ADOBE.COM
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