FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024
fünf Jahren hatten wir 70 Prozent Anlei- hen, 30 Prozent Aktien, heute sind wir bei rund 50:50“, sagt er. Erstaunlich ist das des- halb, weil es vor fünf Jahren schon kaum mehr Zinsen auf Anleihen gab. „2022, als die Anleihen deutlich mehr verloren als Aktien, hat für ein Umdenken gesorgt“, so Holzer. Die Risikoprofile der Kunden ha- ben sich demnach nicht verändert, wohl aber die Einstellung, dass Anleihen nicht automatisch sicher sind und es umgekehrt in zinslosen Zeiten Aktien braucht, um das Vermögen real zu erhalten. Innerhalb der Privatbank, die zur Raiffeisen Bank Interna- tional (RBI) gehört und viele Kunden aus Osteuropa bedient, teilen sich die Alloka- tionsvorlieben: Klienten aus Osteuropa ha- ben traditionell mehr Cash. Sie betrachten die Wiener Bank als sicheren Hafen. „Die österreichischen Kunden fühlen sich woh- ler mit mehr Aktien und sind häufig voll veranlagt“, so Holzer. Dass Portfolioände- rungen ohne externen Druck nicht von heute auf morgen stattfinden, sieht man auch beim Thema Private Equity. Kathrein startete vor rund drei Jahren eine vielbeach- tete Kooperation mit Fidelity und Moon- fare. Geboten werden unkomplizierte In- vestments in Private Markets bei vergleichs- weise niedrigen Kapitalschwellen. Holzer spricht an, was auch viele seiner Kollegen sagen: „Für die Kunden ist es Neuland; und für uns sehr beratungsintensiv.“ Der Zulauf sei gut, könnte aber besser sein. Sei- ne Überzeugung bleibt. „Ich glaube nach wie vor, dass das in jedes Portfolio geeigne- ter Kunden gehört“, so Holzer. Zehn Pro- zent könnten eine Daumenregel sein. LLB: „Private Equity spielt bei öster- reichischen HNWIs in der Breite immer noch eine untergeordnete Rolle“, sagt Harald Friedrich,Vorstand der Liechten- steinischen Landesbank Österreich (LLB). Eingeschränkte Liquidität, höhere Intrans- parenz oder die meist fehlende Endbe- steuerung würden für Zurückhaltung sor- gen. In den LLB-Vermögensverwaltungs- mandaten stünden liquide Anlagen im Vordergrund. Ganz generell hält Friedrich im Moment eine gewisse Vorsicht für angebracht. In der Vermögensverwaltung werden Aktien gegenüber der langfristigen Allokation „leicht untergewichtet“. Gründe sind die hohen Börsenbewertungen in etli- chen Sektoren sowie die Gefahr einer Eska- lation im Nahen Osten oder die schwa- chen Wirtschaftsdaten in Europa. Ein aus- gewogenes Portfolio hat aktuell einen Ak- tienanteil von 40 Prozent und knapp 42 Prozent Anleihen, der Rest sind Alternatives und Cash. Übergewichtet werden Emer- ging Markets Bonds, „deren Risikoprämie eine gewisse Attraktivität aufweist“, so Fried- rich. Wie überall hat sich die Aktienquote auch bei den LLB-Kunden in den vergan- genen Jahrzehnten prinzipiell erhöht. Die nunmehr gestiegenen Zinsen bremsen je- doch die Dynamik. „Anstatt Aktien zu kaufen, werden Erträge wie Dividenden, Gewinne aus Firmenverkäufen oder Gehäl- ter derzeit tendenziell in Form von Tages- geldern oder anderen kurzfristigen Anla- gen geparkt“, so Friedrich. Sobald die Zin- sen wieder fallen, sei aber die Bereitschaft hoch, wieder im Aktiensektor zu kaufen. Was die Portfoliokonstruktion angeht, sieht Friedrich eine wachsende Nachfrage nach einer Beimischung von strukturierten In- vestments zur Absicherung oder Rendite- optimierung. Verändern würden sich die Portfoliovorlieben im Private Banking zu guter Letzt mit Sicherheit allein durch den Generationenwechsel. Junge Kunden hät- ten eine Präferenz zu ETF-Kerninvestments, die um aktiv gemanagte Strategien ergänzt werden, sagt Friedrich. Schoellerbank: Die jahrelangen Hö- henflüge an den Aktienbörsen ha- ben das Anlegervertrauen gestärkt, aber sie sind auch ein Auftrag für Vermögensver- walter. Das klingt bei Jakob Frauenschuh, Leiter des Aktienteams der Schoellerbank Vermögensverwaltung, durch. „Die Risiko- freude nimmt auf jeden Fall zu. Aber wenn die Kurse nachlassen, ist man froh, wenn der Asset Manager die Dinge geregelt hat, die man so vorher nicht gesehen hat“, sagt er. Nicht zuletzt habe der Tech-Boom im Private Banking die Aktienallokation ge- pusht.Gut für die Performance. Für Berater sei aber in Phasen höherer Vorsicht die Ar- gumentation nicht immer leicht gewesen, warum man etwa die überkauften Tech- Giganten untergewichtet hatte. Aktuell sieht Frauenschuh wieder einen wichtigen Zeitpunkt für Bewusstseinsschaffung – nämlich bezüglich der Zinsseite. „Man kann wieder auf die Anleger zugehen und sagen, Sie sind auf dem Aktienmarkt gut gefahren, aber seien Sie nicht blind den Risiken gegenüber. Anleihen bieten solide Möglichkeiten“, so Frauenschuh. In seinem Bereich wird auf Basis einer fünfstelligen Risikoskala gearbeitet. „Seit einem halben Jahr sind wir neutral gewichtet“, so der Ex- perte. Sichere Staatsanleihen und Invest- ment Grade Corporates hätten momentan » Private Equity spielt bei österreichischen HNWIs in der Breite immer noch eine unter- geordnete Rolle. « Harald Friedrich, LLB fondsprofessionell.at 3/2024 257 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH | LIECHTENSTEINISCHE LANDESBANK
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