FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024
Risiko verlangen Österreichs Private-Banking-Kunden haben in den vergangenen Jahren ihre Aktienquote aufgestockt. Die Sympathie bleibt trotz gestiegener Anleihenrenditen, zeigt eine Umfrage der Redaktion. L aut dem im Sommer veröffentlichten World Wealth Report von Capgemini wandelt sich die Veranlagungsstrategie von vermögenden Personen. Diese gehen vom Kapitalerhalt zum Wachstum über. Bar- geldbestände werden abgebaut. Und viele wollen neue Renditequellen erschließen, etwa Private Equity. Gilt das auch für Öster- reich? Ja – und nein, zeigt eine Anfrage der Redaktion bei sieben Privatbanken. Fast einstimmig hört man aus den Instituten, dass ihre traditionell vorsichtigen Kunden in der vergangenen zinsschwachen Dekade eine Zuneigung zu Aktien entwickelt ha- ben – und diese beibehalten wollen. Inso- fern stimmt es, dass der Wachstumsgedan- ke da ist. Im Detail melden die Häuser aber hohe Unterschiede in der Allokation. Auch thematisch gibt es Gegensätze: Der Private-Equity-Trend wird zum Beispiel sehr konträr aufgenommen. Gutmann: Der Wandel von Anleihen zu Aktien ist laut Robert Karas, Investmentchef der Bank Gutmann, ein unstrittiger Trend im Private Banking, an- gespornt durch die Niedrigzinsphase und zuletzt erneut durch die hohe Inflation. „Es wurde allen klar, dass man etwas tun muss, um den Vermögenswert zu erhalten“, so Karas. Dieser Druck dürfte vielen Kunden über Widerstände gegenüber den Börsen hinweggeholfen haben. „Über die Jahr- zehnte wurden die Aktie und ihre Schwan- kungen bei den Private-Banking-Kunden immer besser verstanden. Heute schätzt man die Vorteile und Chancen viel eher“, berichtet Karas aus der Praxis. Dazu gehört die Erkenntnis, dass gute Unternehmen selbst in einem schwierigen Umfeld oft ihre Preise steigern können und damit Wachstum ins Portfolio bringen – wäh- rend Anleihen abseits von Kupons und Til- gung wenig Überraschungspotenzial bie- ten. Zumindest wenn man auf Buy-and- Hold setzt und nicht auf die Realisierung etwaiger Kurssteigerungen. Vor 2008 seien 100 Prozent Anleihen keine Ausnahme gewesen, heute sehr wohl. Abgeflacht habe sich hingegen die aufkeimende Private- Equity-Nachfrage: „Wir hatten Angebote über Fund-of-Funds-Strukturen, haben das aber zurückgefahren.“ Es habe einen Hype gegeben; getrieben von Gründern, die selbst in den Bereich investieren wollten. Viele davon seien wohl auch mit erhöhten Renditeerwartungen in diese Assetklasse gegangen. Ungebrochen sei indes das Ver- langen nach ETFs und Indextrackern.Man müsse hier jedoch die hohe Konzentration gewisser Titel in diesen Produkten im Auge behalten, mahnt Karas. Kathrein: Dass es durchaus etwas ge- dauert hat, die Privatbankkunden von Aktien zu überzeugen, geht aus dem Gespräch mit Harald Holzer, Investment- chef der Kathrein Privatbank, hervor. „Vor » Vor fünf Jahren hatten wir 70 Prozent Anleihen, 30 Prozent Aktien, heute sind wir bei 50:50. « Harald Holzer, Kathrein Eh alles gleich? Nicht im österreichi- schen Private Banking. Wie die Kun- den ihre Vermögen allokieren und welche Assets die einzelnen Banken empfehlen, ist recht unterschiedlich, zeigt eine Umfrage der Redaktion. Asset Allocation BANK & FONDS Private Banking 256 fondsprofessionell.at 3/2024 FOTO: © MAGELE-PICTURE | STOCK.ADOBE.COM
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