FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024

Produkt in das geplante Invest-Manager- Beratungskonzept über die Filiale integriert werden? In der klassischen Vermögensverwaltung würden wir das nicht machen, weil man ein weniger liquides Produkt kaufen wür- de, und wir würden die klassische Vermö- gensverwaltung immer liquide halten. Ich möchte das Dauerthema Provisionen ansprechen. In der Vermögensverwaltung sind Zuwendungen von Dritten ja ohnehin verboten. Es gibt in Österreich aber bereits Privatbanken, die sagen, sie gehen auch im restlichen Geschäft komplett raus aus den Rückvergütungen und verrechnen rein Kundenhonorare. Wie halten Sie es? Unser Fokus liegt ganz klar auf der Ver- mögensverwaltung. Dort setzen wir mög- lichst günstige Produkte ein, also Tranchen speziell für die Vermögensverwaltung. Im restlichen Geschäft haben wir weiterhin die Bestandsprovisionen. Und die bleiben auch? Wir diskutieren das Thema immer wieder. ImMoment bleibt es einmal so. Das hängt aber auch von der Regulatorik ab. Andere Banksektoren haben eine eigene Privatbankmit eigener Konzession. ImVer- gleich dazu geht das Erste Bank Private Banking imKonzern etwas unter. Sie kom- men ja aus dem Bereich und wollen ihn offenbar forcieren.Wird es bald eine eigene Private-Banking-Marke geben oder viel- leicht eine Bankkonzession? Wir werden sicher keine eigene Privatbank gründen, das ergibt kommerziell keinen Sinn. Es ist uns in den letzten Jahren auch gelungen, die Marke Erste Private Banking zu stärken, dass man öfter an uns denkt, wenn man Liquidität hat. Hätte ich die Marke gern noch stärker? Ja, absolut! Aber jedes Konstrukt hat seine Vor- und Nach- teile. Ich glaube, wir haben größere Vor- teile unter der Marke „Erste“. Sie ist extrem positiv besetzt. Zum anderen sind wir durch das Netzwerk mit dem Retail- und dem Corporate-Geschäft sehr stark in der Wirtschaft verankert und haben Zugang zu den meisten Vermögenden, können diese deshalb sehr gut ansprechen. Zum anderen kommt uns ein Umdenken zugu- te: Früher hatte man gern sein Vermögen woanders als bei der Bank fürs tägliche Geschäft. Das ändert sich. Unsere neuen Kunden schätzen es immer mehr, alles aus einer Hand zu bekommen. Vor allem er- wartet man sich, dass das Private Banking digital gut aufgestellt ist. Insofern glaube ich, haben wir einen Wettbewerbsvorteil. Da tun wir uns als Teil einer Großbank, die digital weit fortgeschritten ist, wesent- lich leichter. Man kann in George mit Zusatzoptionen alles remote abwickeln, auch die Beratung. Alle Banken schließen Filialen, weil die Kunden mehr digital machen. Wie geht die Erste als Retailbank vor? Natürlich optimieren wir permanent unser Filialnetz. Aber wir sehen das Filialgeschäft als ganz, ganz wichtig an und setzen auf große Beratungsstandorte. Natürlich ma- chen die Kunden mehr online.Gleichzeitig haben wir ein großes Kundenwachstum, müssen also mehr Menschen bedienen. Also keine Schließungen? Ich sage jetzt nicht keine Schließungen, aber wir haben keine Filialschließungs- initiative. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP KURZ-VITA: Maximilian Clary und Aldringen stieg in der Erste Bank Oesterreich schnell auf: Er übernahm 2021 mit nur 39 Jahren die Leitung im Private Banking. Seit Juli 2024 ist er auch Retail-Vorstand des Instituts. Der studierte Finanztechniker startete seine Banklaufbahn 2006 bei der Raiffeisen Zentralbank und war ab 2009 in der Raiffeisen Bank International (RBI) Vorstandsassistent. 2013 wechselte er in die Erste Group. » Wir werden sicher keine eigene Privatbank gründen, das ergibt kommerziell keinen Sinn. « Maximilian Clary und Aldringen, Vorstand Erste Bank FOTO: © GÜNTER MENZL BANK & FONDS Maximilian Clary und Aldringen I Erste Bank 254 fondsprofessionell.at 3/2024

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