FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024

Nicolas Chaput , Chef von Oddo BHF Asset Management , sieht gewaltige Veränderungen für die Fondsbranche heraufziehen. Im Interview erläutert er, wie sich dieser Umbruch mit Rentenfonds meistern lässt – und warum er ETFs bisher meidet. A ls die BHF-Bank zum Verkauf ins Schaufenster gestellt wurde, ent- flammte ein Bieterwettstreit. Sowohl die chinesische Fosun-Gruppe des Milliardärs Guo Guangchang als auch das Institut des französischen Bankiers Philippe Oddo stie- gen 2015 in die Schlussrunde des Rennens. Letztendlich entschieden die Franzosen das Ringen für sich. Die Bank Oddo war damals außerhalb ihres Heimatmarktes bereits kein unbekannter Akteur mehr.Der Asset-Management-Arm der Franzosen hat- te kurz zuvor die auf Bonds spezialisierte Düsseldorfer Gesellschaft Meriten Invest- ment Management übernommen. Zeitweilig stand ein Verkauf der BHF- Fondssparte Frankfurt Trust zur Diskussion. Doch Oddo entschied, das hessische Haus zu behalten. So wurden im Lauf der Jahre Meriten, BHF-Bank, Frankfurt Trust und Oddo Asset Management zu einer Einheit verschmolzen. Von Anfang an dabei war Nicolas Chaput als Lenker der Asset-Ma- nagement-Sparte. Im Interview erläutert er, wie es demHaus zuletzt erging und wie er es fit für die Zukunft machen möchte. Herr Chaput, nach Jahren mit steigenden Bewertungen an den Finanzmärkten scheint es nun zu häufigeren Schwankun- gen zu kommen.Wie gehen Siemit diesem Umfeld um? Nicolas Chaput: Die Fondsbranche sah sich in den vergangenen Jahren mit mehreren Herausforderungen konfrontiert.Die Coro- na-Pandemie führte zu einer erhöhten Vo- latilität.Dann läuteten der Einmarsch Russ- lands in die Ukraine sowie das Wiederauf- flammen des Nahost-Konflikts eine Phase der geopolitischen Instabilität ein. Dies mündete darin, dass unsere Kunden, seien es institutionelle Investoren oder die Ver- triebsnetzwerke und die Privatanleger, ihre Portfolios aus einem neuen Blickwinkel betrachten. Das hat zu einer Reihe von Veränderungen geführt, an die wir unser Haus anpassen. Umwelche Veränderungen handelt es sich konkret? Erstens beobachten wir einen anhaltenden Appetit der Anleger auf alternative Invest- ments. Jahr für Jahr vereinnahmen Private- Equity-, Private-Debt- und auch Hedge- fonds-Strategien ein immer größeres Stück des Kuchens der weltweiten Asset-Manage- ment-Branche. Dieses Segment ist wahr- scheinlich das am stärksten wachsende unseres Wirtschaftszweigs. Was ist mit dem Aufstieg des passiven Investmentstils? Immerhin erfahren bör- sengehandelte Fonds seit geraumer Zeit einen Boom. Das ist die zweite Entwicklung: der Auf- stieg von börsengehandelten Fonds, die die Wertentwicklung eines Index nachzeich- nen. Deren Wachstum verändert unsere Sicht auf das Thema Portfoliokonstruktion, setzt aber auch die Preise in der gesamten Branche unter Druck. Die dritte Verän- derung ist der Wandel von einer Welt, die „Das Sparkonto wurde unser größter Konkurrent“ » Wir rennen eben nicht in alle Richtungen drauflos, sondern konzentrieren uns auf die Felder, in denen wir umfas- sende Erfahrung mitbringen. « Nicolas Chaput, Oddo BHF AM VERTRIEB & PRAXIS Nicolas Chaput | Oddo BHF Asset Management 232 fondsprofessionell.at 3/2024

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