FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024

nach einer zweijährigen Diskussion nun einen markanten Schritt: Statt das etablier- te Label für umstrittene Geschäftsfelder zu öffnen, gibt es die Idee einer Dreiteilung. Neben dem bisherigen Gütezeichen, das leicht angepasst wird, sollen eine Kategorie für Transitionsprodukte und eine weitere für „Nachhaltigkeitsfokussierte Produkte“ hinzukommen. Die beiden neuen Abzei- chen sollen mit Artikel 9 der EU-Offenle- gungsverordnung korrespondieren. Dieser fasst Produkte zusammen, die ausdrücklich Verbesserungen anstreben. „Es ist wahr- scheinlich besser, den Kindern einen Na- men zu geben, als alles mit einem Siegel abzudecken“, begründet Kölsch das Vor- haben. Die Zeitvorgaben sind sportlich: „Ziel ist, dass wir die drei Labels im Früh- jahr 2025 an den Markt bringen.“ Das FNG verzeichnete im Vorjahr einen Rückgang von neun Prozent bei den gela- belten Fonds. Ein FNG-interner Streit über Qualitätsstandards dürfte dazu beigetragen haben. Bei manch einem Fondshaus hat das wohl die ohnehin etwas abgekühlte Lust auf einen Antrag noch gedämpft. Der Regulator reagiert Kölsch betont jedoch, die neuen Kate- gorien würden nicht allein aufgrund des Drucks aus dem Markt geplant. Vielmehr gehe regulatorisch alles in diese Richtung. So veröffentlichte die EU-Behörde ESMA jüngst Leitlinien, nach denen Fonds, die im Namen Begriffe wie „Umwelt“ verwenden, die Ausschlüsse der „Paris Aligned Bench- mark“ (PAB) erfüllen müssen. Fonds mit transitionsbezogenen Begriffen können hingegen die weniger strenge „Climate Transition Benchmark“ (CTB) anwenden (siehe auch Seite 270). Abseits davon schlagen EU-Aufseher und nationale Behörden zur Verbesserung der Offenlegungsverordnung bereits Produkt- kategorien vor, in deren Zentrum die Transformation steht. „Fakt ist, die Siegel müssen sich anpassen, das haben mittler- weile alle verstanden“, so Kölsch. Auch an- dernorts würden ähnliche Debatten ge- führt. Für das skandinavische Nachhaltig- keitszertifikat „Nordic Swan“ hinterfragen die Verantwortlichen zum Beispiel eben- falls, ob es als Einzellabel noch im Ein- klang mit den Fondsnamensleitlinien steht. UZ 49 bleibt sich treu Beim Österreichischen Umweltzeichen UZ 49, das auch viele deutsche Fonds tra- gen, gibt es ebenfalls solche Erörterungen. Allerdings ist der Änderungsdruck weniger stark. Während sich das FNG-Siegel aus der Wirtschaft speist, wird das UZ 49 vom Umweltministerium in Wien vergeben. „Der Republik ist es nicht ganz so wichtig, ob nun 100 oder 200 Anbieter zertifiziert sind“, sagt der zuständige Referent Raphael Fink. Außerdem haben etliche Fondsanbie- ter selbst Bedenken, die Transition stärker zu berücksichtigen. Viele Lizenznehmer hätten kein Interesse, das bestehende Label aufzuweichen. „Das UZ 49 gilt in der öf- fentlichen Wahrnehmung als streng.Nicht alle sind für Transition. Es gibt viele, die nicht erpicht darauf sind, dass da an der Reputation gerüttelt wird“, so Fink. Nach einer Diskussion mit den Stakeholdern sei man übereingekommen, das Umweltzei- chen so zu lassen, wie es ist, sagt Fink. Transformation über eine Subkategorie einzuspeisen, wie im FNG-Siegel geplant, wäre schwierig, weil das Umweltzeichen für Dutzende Produktsegmente vergeben wird, vom Bodenpflegemittel bis zum Car- sharing. Zusatzlabels existieren in den Richtlinien nicht.Und: „Es ist nicht so, dass Transition bei uns keinen Platz findet. Die- ses Thema wird abgebildet durch Finanzie- rungsprodukte. Es kann in Green Bonds oder Green Loans investiert werden. Ent- weder man schafft es, das so in das UZ 49 einzubringen, oder nicht“, so Fink. Bei der nächsten Überarbeitung ab 2027 könne freilich erneut darüber gesprochen werden. „Zurücklegungen gibt es immer wieder, und das ist auch legitim“, sagt Fink. In den seltensten Fällen würden sich Fondsanbie- ter verabschieden, weil man zu streng sei. Eher deshalb,weil der Vertrieb daraus nicht den erhofften Nutzen ziehen konnte. Nie- mand müsse mitmachen. Nach dem Hype Einem zusätzlichen Etikett für Transition könnte hingegen Armand Colard, Ge- schäftsführer des Bewertungsprofis ESG Plus, etwas abgewinnen. Dass im Vertrieb Nachhaltigkeit momentan so kritisch dis- kutiert wird, bedauert er jedoch. Die Ent- täuschung über die Zeit nach 2022 sei verständlich. „Umweltfonds hatten irre Höhenflüge.Man kann auch dankbar sein für die guten Zeiten. Und man kann mit einem Umweltzeichen ordentlich werben. Ich verstehe den Unmut über den Ab- schwung, aber die Kurzfristigkeit im Denken mancher Kritiker stört mich“, so Colard. Die Finanzierung einer nachhal- tigen Wirtschaft entscheide über den lang- fristigen Zustand der Welt. Nach dem ESG-Hype verwundert es nicht, dass die Fondsbranche die rosa Brille abnimmt und gewisse Schwierigkeiten rea- lisiert. Darauf macht der Wiener Sales-Bera- ter Andreas Willenbacher aufmerksam: „Einige Häuser haben sich gegenseitig mit Medaillen bis zum Gold-Status hochlizi- tiert. Es ist dann schwer, seine Standards zu ändern. Eine leichte Anpassung kann schon zu einer Abstufung führen, die von außen negativ wahrgenommen wird“, sagt er. Nachhaltige Kriterien seien wichtig, „aber der Wettbewerb, wer nachhaltiger ist, stößt per se irgendwann an seine Grenzen“. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Ich verstehe den Unmut, aber die Kurzfristigkeit im Denken stört mich. « Armand Colard, ESG plus VERTRIEB & PRAXIS ESG-Fondsratings 230 fondsprofessionell.at 3/2024

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