FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024

FNG-Siegel Das FNG-Siegel hat im Fondsmarkt eine besondere Reputation: Anders als bei den meisten Ratings müssen sich Fonds um das Siegel bewerben, und das jedes Jahr aufs Neue.Wer die Mindestanforderungen erfüllt, erhält das Siegel. Die bis zu drei Sterne stellen die Kür dar und zeichnen Fonds aus, die sich in den Kategorien insti- tutionelle Glaubwürdigkeit, Produktstan- dards und Portfoliofokus hervortun. „Die Zahl der vergebenen Sterne steht im direk- ten Verhältnis zur Quantität und Qualität der Nachhaltigkeitsbemühungen und -leis- tungen eines Finanzprodukts“, erläutert Roland Kölsch. Den Schwerpunkt legt das FNG-Siegel über die Portfoliobetrachtung hinaus auf den ganzheitlichen und prozessorientierten Ansatz.Das Prüfteam analysiert und bewer- tet die Nachhaltigkeitsanlagestile, den Invest- mentprozess, ESG-Research-Kapazitäten und Engagement-Prozesse.Auch Reporting, Kontroversen-Monitoring, Einbindung von Stakeholdern und die Fondsgesellschaft selbst werden bewertet. Eine Rolle spielt zudem,mit welchen ESG-Datenlieferanten der Asset Manager zusammenarbeitet. Damit berücksichtigt das FNG-Siegel zahl- reiche Faktoren, die bei rein quantitativen Holding-Ansätzen oft unberücksichtigt bleiben. „Der Schwerpunkt liegt auf der Frage,wie Titel für das Portfolio ausgewählt werden, und der Verantwortung, die ein aktiver Investor wahrnimmt, indem er über Engagements und Stimmrechtsausübung auf mehr Nachhaltigkeit bei den investier- ten Titeln hinwirkt“, erklärt Kölsch. Aktuell tragen 279 Fonds ein FNG-Siegel. Umfas- sende Informationen zu den Fonds sind über die Siegel-Website abrufbar. EDA Einen eigenenWeg geht der Fondsdaten- anbieter Mountain-View Data. Er ermittelt mit dem Ethisch-Dynamischen Anteil (EDA) eine Kennzahl, die Werte zwischen 0 und 100 annehmen kann. Der EDA gibt den Anteil des Portfolios an, der im Ein- klang mit elf vordefinierten Nachhaltig- keitskriterien investiert wird. Zu diesen Fak- toren zählen Negativ- oder Ausschlusskrite- rien etwa zu Rüstung oder Kohleenergie sowie Positivkriterien wie Anteile in er- neuerbarer Energie. Mountain-View be- rechnet den EDA intern auf Basis öffent- lich zugänglicher Quellen wie Jahres- und Nachhaltigkeitsberichten. Ein hoher EDA-Wert bedeutet, dass ein Fonds größtenteils frei von kontroversen Einzeltiteln ist und verstärkt in nachhalti- gere Branchen oder Länder investiert; ein niedriger EDA ist dagegen ein Indiz dafür, dass der Fonds zu einem höheren Anteil in Wertpapiere von Unternehmen oder Län- dern im Bereich der EDA-Negativkriterien investiert. Den EDA berechnet Mountain- View für derzeit rund 53.000 Aktien-, Anleihen- und Mischfonds in der eigenen Datenbank. Zu finden ist die Kennzahl unter anderem über die Fondssuche auf FONDS professionell ONLINE. Climetrics Der Ratinganbieter Climetrics nutzt die Datenbasis der Non-Profit-Organisation CDP zu rund 10.000 Unternehmen und anderen Emittenten. Climetrics veröffent- licht zu jedem Fonds ein Rating mit einem bis fünf Blättern und ein Quartilsranking. Beim Blätterrating wird nach einer Best-in- Universe-Methode jeder Fonds mit der Ge- samtheit aller Fonds verglichen – unabhän- gig vomAnlagesegment. Für die Fünf-Blatt- Kategorie gilt eine besondere Schwellen- wertbedingung. Das ergänzende Quartil setzt einen Fonds ins Verhältnis zu seiner Vergleichsgruppe und soll Investoren dabei unterstützen, Fonds innerhalb einer ge- wünschten Strategie nach Nachhaltigkeits- kriterien zu analysieren. Seit einiger Zeit verzichtet Climetrics auf die Bewertung des Vermögensverwalters und der Anlagepoli- tik des Fonds – diese hätten an Relevanz verloren, während zugleich die Datenqua- lität besser wurde, so das Argument. Umweltzeichen Das bekannte Österreichische Umwelt- zeichen wurde 2004 auf Finanzprodukte ausgeweitet. Fondsgesellschaften müssen sich für das Label bewerben. Voraussetzung für die Vergabe ist die Erfüllung eines umfassenden Katalogs an Ausschluss- und Auswahlkriterien. Das Umweltzeichen wird für jeweils vier Jahre vergeben, wobei jährliche Updates zu liefern sind. Zudem sind Anbieter gefordert, Anlegern ein kla- res Bild über das sozial-ökologische Kon- zept des nachhaltigen Finanzprodukts zu geben. Einzelne Investments oder Projekt- finanzierungen müssen dazu beschrieben und Berichte veröffentlicht werden. Wenig Orientierung Die verschiedenen Ansätze führen zu teils deutlich unterschiedlichen Ergebnis- sen: So wird etwa der Nebenwertefonds Berenberg Aktien Mittelstand vom Anbie- ter selbst als SFDR-Artikel-8-Fonds einge- stuft. Die Abfrage auf der FNG-Webseite » Offenlegungs- verordnung und die Nachhaltigkeitslabels ergänzen sich. « Katharina Nickel, BNP Paribas FOTO: © BNP PARIBAS VERTRIEB & PRAXIS ESG-Fondsratings 224 fondsprofessionell.at 3/2024

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=