FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024
Riesen und Zwerge Drei angelsächsische Indexanbieter beherrschen den Markt. Doch neben den großen, etablierten Häusern wagen sich vermehrt kleine Herausforderer ans Barometerbauen. Zwei Beispiele. S chwenkt ein Gespräch mit Portfolio- managern oder Führungskräften von Fondsgesellschaften auf die Anbieter von Börsenindizes, dann fällt häufig ein Begriff: Oligopol. Tatsächlich dominieren seit geraumer Zeit drei Benchmark-Gesell- schaften den weltweiten Markt: S&P Dow Jones, MSCI und FTSE Russell. Gemessen am Umsatz entfallen auf das Trio 70 Pro- zent des Geschäfts mit Barometern wie MSCI World, Dow Jones und Co. (siehe Grafik „Dreieinhalb Schwergewichte“).Das zeigt die jährliche Auswertung des Analy- sehauses Burton-Taylor. Dieses Gefüge kam über die Jahre kaum in Bewegung, abgesehen davon, dass 2023 MSCI mit 25 Prozent Umsatzanteil den bisherigen Spitzenreiter S&P Dow Jones mit 24 Prozent überholte. Doch die drei großen Häuser hielten über die Jahre stets mehr als zwei Drittel des Marktes in ihrer Hand. Auf den hinteren Rängen dagegen herrscht etwas regeres Treiben. So trachten kleinere Gesellschaften danach, Marktan- teile zu erobern. Aber auch Start-ups betre- ten das Terrain – mit dem Anspruch, die Nischen zu besetzen, die die Platzhirsche übrig lassen. Doch warum konnte sich überhaupt so ein dominantes Trio herauskristallisieren? „Den Großen ist es gelungen, Marken auf- zubauen und diese zu verteidigen“, meint Markus Fehn, Geschäftsführer des Index- anbieters Lixx, der zumDüsseldorfer Unter- nehmen Chartered Investment gehört. Das Haus hat sich eigentlich auf Verbriefungen spezialisiert, nahm später aber auch das Geschäft als Barometerbauer auf. „Es sind nicht die IT oder eine überragende Index- methodik, es ist vor allem die hervorragen- de Markenpflege.“ Aus Sicht des kleinen Herausforderers im Benchmarkgeschäft sieht Fehn den Markt als „hoch oligopo- listisch strukturiert“. Anzug von der Stange In dieselbe Kerbe schlägt Timo Pfeiffer, der beim Frankfurter Indexanbieter Solac- tive den Posten des Chief Markets Officer innehat. „Die Struktur des Indexmarktes entspricht einem klassischen Oligopol“, sagt Pfeiffer. „Grundsätzlich ist so eine Struktur in der Wirtschaft weder gut für das Preis- niveau noch fördert sie den Service für die Kunden.“Solactive wurde 2007 von Steffen Scheuble gegründet. Inzwischen zählt das Haus gut 300 Mitarbeiter und rangiert im jüngsten Burton-Taylor-Report immerhin auf Rang neun der umsatzstärksten Index- anbieter der Welt – Kopf an Kopf mit der Fondsratinggesellschaft Morningstar. „Es ist schwer, gegen solche Windmüh- len anzukämpfen“,meint Pfeifer. Die Grün- dungsidee von Solactive sei daher nie ge- wesen, den Markennamen der Großen an- zugreifen. „So viele Marketing-Dollars und so viel Zeit kann man gar nicht investie- ren.“Aber es gebe Ansatzpunkte, umman- » Den Großen ist es gelungen, Marken aufzubauen und diese zu verteidigen. « Markus Fehn, Lixx Die großen Unternehmen MSCI, S&P Dow Jones und FTSE Russell teilen das Indexgeschäft praktisch unter sich auf. Doch neben den dümpeln- den Riesen manövrieren auch kleine Anbieter durch den Markt. VERTRIEB & PRAXIS Indexanbieter 214 fondsprofessionell.at 3/2024 FOTO: © KAVIN | STOCK.ADOBE.COM | BEARBEITET
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