FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024

nen und helfen dabei, einen Bestand aufzu- bauen, aber wir bräuchten deutlich mehr Beraterinnen. Wo, würden Sie sagen, unterscheidet sich Ihr Beratungsansatz von anderen? Ich komme aus keinem Strukturvertrieb und habe Finanzberatung bis vor einigen Jahren eigentlich in der Tiefe nicht ge- kannt. Somit konnte ich ganz unvorein- genommen an das Thema herangehen, das war sicher ein großer Vorteil. Ein wesent- liches Merkmal unseres Ansatzes ist sicher, dass wir versuchen, den Servicelevel lang- fristig hoch zu halten, ohne dass wir dafür gleich wieder etwas von der Kundin bekommen. Unser Ansatz beinhaltet auch – und das unterscheidet uns sicher von vielen anderen –, dass wir unseren Kun- dinnen viele Tipps geben, aus denen wir finanziell keinen Vorteil ziehen. Zum Beispiel screenen wir ständig den Markt nach den aktuell besten Tagesgeldkonten und geben diese Information auch weiter. In der Beratung selbst machen wir im Prinzip Face-to-Face-Finanzcoaching. Bei der Produktauswahl sind wir vollkommen unabhängig. Wie sieht esmit demThema Honorarbera- tung aus – wird dies in der Praxis bei Ihnen genutzt? Anfangs habe ich mich natürlich mit dem Thema beschäftigt. Allerdings sehe ich hier nicht den großen Vorteil, weder für die Kundin noch für uns.Wenn ich ein Hono- rar für die Beratung bekommen würde, würde ich trotzdem genau dasselbe sagen wie bei einer Beratung, die über die Pro- vision bezahlt wird. Zudem wäre das Honorar für viele Frauen eine echte Hürde. Da muss ich unweigerlich an meine Mutter denken: Hätte sie damals 300 Euro für eine Beratung bezahlt? Ich denke nicht. Daher möchte ich die Zugangsbarriere so niedrig wie möglich halten. Ihr Buch „Geld ist Damensache“ ist nun be- reits in der zweiten Auflage erhältlich und soll eine Anleitung liefern, was bei der Ver- mögensberatung von Frauen zu beachten ist, und für Kundinnen eine gute Möglich- keit bieten, sich auf das Thema vorzuberei- ten. Wie kam es zu der Idee, und welches Feedback haben Sie bekommen? Davor habe ich bereits viele Vorträge gehal- ten, und oftmals haben sich die Zuhörer aufgrund der Fülle an Informationen etwas zum Nachlesen gewünscht. Dadurch habe ich gemerkt, dass es kein auf den österrei- chischen Markt zugeschnittenes Buch zu den Themen Frauen, Vorsorge und Vermö- gensberatung gab. Die Bücher waren eher auf den deutschen Markt fokussiert, die Märkte unterscheiden sich aber doch deut- lich, wenn es etwa um Produkte oder das Steuer- und Pensionssystem geht. So ist die Idee für ein eigenes Buch entstanden, und die erste Auflage war dann relativ schnell vergriffen, da es wirklich nichts Vergleich- bares gab. In den letzten zwei Jahren ist dann viel passiert: Inflation, steigende Zin- sen etc. – daher war es Zeit für eine neue Auflage. Es ist jedenfalls echt schön zu sehen, wer alles mein Buch bereits gelesen hat. In den vergangenen Monaten habe ich oft gehört, dass vielen die Zeit zum Lesen fehlt und sie sich daher ein Hörbuch wün- schen, um es etwa beim Autofahren anzu- hören. Nun habe ich die Aufnahmen im Tonstudio abgeschlossen, das Hörbuch ist fertig und wird demnächst veröffentlicht. Dann gibt es keine Ausrede mehr (lacht). Danke für das Gespräch. GEORG PANKL FP KURZ-VITA: Dr. Marietta Babos studierte zunächst Makroökonomie in Budapest und pro- movierte an der Universität in St. Gallen an der Fakultät Banking und Finance; Sie lebt seit mehr als 20 Jahren in Österreich. Babos war 15 Jahre lang in der Topmanagement- beratung tätig. 2018 gründete sie „Damensache“, eine mitt- lerweile mehrfach ausgezeichnete unabhängige Plattform zur Finanzberatung von Frauen. 2021 wurde Babos für ihre herausragende unternehmerische Leistung zum Thema Finanzbildung von Frauen beim Unternehmer:innen Award von „Die Presse“ und „Frau in der Wirtschaft“ (WKO) aus- gezeichnet. 2023 erhielt sie den Minerva Award des Wirt- schaftsmagazins „sheconomy“ für ihr Engagement für die finanzielle Freiheit von Frauen. » Zudem wäre das Honorar für viele Frauen eine echte Hürde. « Dr. Marietta Babos, Damensache | Finanzen für die Frau FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN VERTRIEB & PRAXIS Dr. Marietta Babos | Damensache | Finanzen für die Frau 206 fondsprofessionell.at 3/2024

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