FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024
kann natürlich jeder der Schmied seines eigenen Glücks sein, aber sobald Kinder da sind, finde ich, sollte es eine finanzielle Ein- heit geben, und die Risiken sollten nicht komplett von der Frau getragen werden. Es ist sinnvoll, dass wir Frauen uns gemein- sam mit dem Partner darüber Gedanken machen, was die beste Familienlösung ist. Letztendlich tut es allen Beteiligten gut, wenn man auch finanziell auf Augenhöhe ist und die Liebe eine Partnerschaft zusam- menhält – und nicht der gemeinsame Kreditvertrag. Meine Erfahrung ist, dass vielen Männern das Problem oft gar nicht bewusst ist. Wenn es ihnen allerdings er- klärt wird, ist das Feedback in der Regel schon positiv, und es wird dann auch etwas getan. Die meisten Menschen erfahren von uns im Übrigen das erste Mal, dass es so etwas wie ein Pensionskonto überhaupt gibt und dass man mit dem aktuellen Bruttoeinkommen auch errechnen kann, wie hoch die Pension ausfallen wird.Wenn wir das vorrechnen, kommt meist der Schockmoment. Wir haben auf unserer Internetseite damensache.at auch einen kostenlosen Zukunftsrechner, der sehr hilf- reich ist, um die tatsächliche Pensionslücke zu berechnen. Im Rechner kann die Höhe des Zinssatzes und der Inflation je nach Erwartungshaltung entsprechend angepasst werden. Wie hat sich Ihr Beratungsunternehmen „Damensache“ seit dem Start entwickelt? Ich habe mittlerweile sehr viele Gleich- gesinnte und Kolleginnen gefunden, die das Thema auch so im Herzen mittragen und dabei helfen, die mittlerweile stark steigenden Anfragen zu bewältigen. Die Wartezeiten für ein Erstgespräch liegen ak- tuell bei bis zu fünf Wochen. Die Termin- loyalität liegt trotzdem bei 100 Prozent, und 40 Prozent unserer Kundinnen kom- men auf Empfehlung. Man sieht also, dass sich die Kundinnen bei uns gut aufge- hoben fühlen. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir uns beim Ersttermin bis zu eineinhalb Stunden Zeit nehmen, bei einer Bank gibt es das möglicherweise nicht. Die Digitalisierung hat hier aber auch massiv geholfen, mittlerweile finden bei uns 80 Prozent der Kundengespräche online statt. Dadurch ist die Betreuung insgesamt natürlich weniger zeitaufwendig, da man sich die Fahrzeit erspart. Durch die Coro- nazeit hat die Akzeptanz von Onlinege- sprächen einfach stark zugenommen. Obwohl die Zielgruppe offensichtlich gro- ßes Potenzial bietet, gibt es immer noch wenige Vermögensberaterinnen. Woran liegt das, und wo sehen Sie die Vorteile für Frauen in diesem Beruf? Ja, ich wünsche mir auf jeden Fall mehr Beraterinnen, wir sind auch entsprechend auf der Suche. Vermögensberatung ist für Frauen mit Sicherheit ein cooler Job, zudem ist er sinnstiftend. Jeder und jede in unserem Team hat das Gefühl, dass wir wirklich einen positiven Einfluss auf sehr viele Menschenleben haben. Für viele ist der Schritt in die Selbstständigkeit vielleicht schwierig, weil sie die vermeintliche Sicher- heit eines Angestelltenverhältnisses auf- geben. Wobei ich diese Denkweise nie verstanden habe: Wenn ich angestellt bin, habe ich zwar eine Kündigungszeit, vor dem Verlust des Jobs schützt mich das aber nicht.Wenn ich hingegen selbstständig bin und 400 Kunden und Kundinnen habe – was könnte bitte eine größere Sicherheit sein als das? Es gibt hier auch keinen Gen- der-Pay-Gap, weil Provision ist ja Provision. Zudem hat der Job kein Ablaufdatum, ganz im Gegenteil: Mit dem Alter wird man immer erfahrener. Natürlich gibt es auch gedankliche Hürden, wenn man sich den Einstieg in den Beruf überlegt. So stellen sich viele die Fragen: Wie komme ich zu den Kund:innen, und wie baue ich einen Bestand auf? Bei uns ist das Problem aber umgekehrt: Wir haben die Kund:in- » Die meisten Menschen erfahren von uns das erste Mal, dass es so etwas wie ein Pensions- konto überhaupt gibt. « Dr. Marietta Babos, Damensache | Finanzen für die Frau FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN VERTRIEB & PRAXIS Dr. Marietta Babos | Damensache | Finanzen für die Frau 204 fondsprofessionell.at 3/2024
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