FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024
Nach 15 Jahren in der Strategieberatung bei Roland Berger und ihrer Tätigkeit als Dozentin an der WU Wien gründete die Ökonomin Dr. Marietta Babos 2018 eine Finanzberatung für Frauen. Welche Erfahrungen sie seit damals gemacht hat, erzählt sie im Gespräch. F rauen in der Vermögensberatung sind immer noch eher die Ausnahme. Da- bei hätte das Konzept „Frauen beraten Frauen“ ein enormes Potenzial. Wie groß der Bedarf ist, davon kann Marietta Babos ein Lied singen. Die gebürtige Ungarin hat im Jahr 2018 die Plattform „Damensache“ zur unabhängigen Finanzberatung von Frauen gegründet und kann mit ihrem Team mittlerweile die Vielzahl von Anfra- gen kaum bewältigen. Ihr Wissen hat die Ökonomin auch in einem Buch zusam- mengefasst; Zielgruppe sind alle Personen, die sich mit der finanziellen Unabhängig- keit von Frauen beschäftigen; das Buch wurde eigens so konzipiert, dass man auch ohne Vorkenntnisse in das wichtige Thema Vorsorge für Frauen eintauchen kann. Wenn man mit der Finanzexpertin spricht, wird schnell klar, dass es für sie eher eine Mission als ein Beruf ist.Warum sie diesen beruflichen Weg überhaupt eingeschlagen hat, was es bei der Beratung von Frauen zu beachten gilt und warum sie von Honorar- beratung nicht viel hält, erklärt Marietta Babos im Gespräch. Frau Dr. Babos, Sie haben in den vergange- nen Jahren einVermögensberatungsunter- nehmen aufgebaut, das sich auf die Bera- tung von Frauen spezialisiert hat. Zuvor haben Sie aber etwas ganz anderes ge- macht – wieso haben Sie sich für die Finanzberatung entschieden? Mir ist das eigentlich mehr oder weniger passiert, geplant war das nicht.Mein beruf- licher Lebensweg war zuvor ein ganz ande- rer. Ich war bei der Unternehmensberatung Roland Berger tätig, und anschließend war ich Dozentin an der Universität. Ich habe strategische Unternehmensführung unter- richtet und in St. Gallen promoviert, zuvor habe ich in Budapest Volkswirtschaft stu- diert.Dann ist leider bei uns in der Familie etwas Tragisches passiert, mein Vater ist plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben. Das war vor mittlerweile sieben Jahren.Da- mals habe ich rasch erkannt, dass durch den Tod meines Vaters meine Mutter plötz- lich vom Thema Altersarmut betroffen wä- re, wenn man ihr nicht entsprechend hilft. Dabei wurde mir klar, dass von diesem Pro- blem auch viele andere Frauen betroffen sind. Damals dachte ich, dass es hier sicher- lich spezialisierte Finanzberater und Berate- rinnen gibt; allerdings hat sich rasch heraus- gestellt, dass das nicht so ist.Daraufhin habe ich das Gespräch mit Banken und Versiche- rungen gesucht: Diese haben meine Idee, für diese Zielgruppe mit eigenen Kampa- gnen tätig zu werden, anfangs belächelt. Die Argumentation war hierbei meistens, dass man bereits in der Vergangenheit mit eigenen Produkten für diese Zielgruppe nicht erfolgreich war.Natürlich hat es nicht funktioniert, da Frauen nicht unbedingt andere Produkte brauchen, sehr wohl aber Kenntnis und Verständnis für ihre Lebens- läufe, die sich beispielsweise durch das Mut- tersein klar unterscheiden. Jedenfalls habe ich mich dann kurzerhand dazu entschlos- sen, selbst ein entsprechendes Beratungs- unternehmen zu gründen. Zudem habe ich mich an der Wirtschaftsuniversität Wien dann ein Jahr lang auch wissenschaft- lich mit dem Thema auseinandergesetzt. „Wir bräuchten deutlich mehr Beraterinnen “ » Mittlerweile ist es leider statistischer Fakt, dass jede fünfte Frau in der Pension armuts- gefährdet ist. « Dr. Marietta Babos, Damensache | Finanzen für die Frau VERTRIEB & PRAXIS Dr. Marietta Babos | Damensache | Finanzen für die Frau 202 fondsprofessionell.at 3/2024
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