FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2024
Mut zu mehr Kapitalmarkt Gelernte Österreicher misstrauen traditionell dem Kapitalmarkt. Dass man in der Altersvorsorge auf Aktien und Anleihen aber nicht verzichten kann, belegt einmal mehr eine aktuelle Studie . I n den vergangenen Jahren mussten sich Anleger häufig auf Extremsituationen in der Zinslandschaft einstellen. Dass verunsi- chert und bringt die Gefahr, dass Vorsorge und Absicherung zu kurz kommen. Zu sehen war das bei den Lebensversi- cherungen, die in Österreich einen großen Teil der privaten Altersvorsorge ausmachen. Sie hatten angesichts des Niedrig- und Negativzinsumfeldes in der vergangenen Dekade einen schweren Stand. Stammten aus der Lebenssparte 2012 noch knapp 40 Prozent der Prämieneinnahmen der Versi- cherer in Österreich, so waren es gemäß den Zahlen des Versicherungsverbands VVO 2023 nur noch gut 25 Prozent. Die fondsgebundene Lebensversicherung hielt sich in den Jahren ab 2020 zwar besser, be- kam aber die höheren Zinsen zuletzt eben- falls zu spüren. So rutschte im Vorjahr der Vertrieb von Einmalerlägen ab: Wer Geld hatte, band es oft lieber bei der Bank mit relativ hohen Renditeaussichten. Dennoch lebte ab 2022 angesichts steigender Noten- bankzinsen generell die Hoffnung, dass auch die Lebensversicherung profitiert,weil sie nun wieder mit attraktiveren Renditen werben kann. In den vergangenen Mona- ten kommunizierten etliche Gesellschaften Anhebungen der Gesamtverzinsung in der klassischen Lebensversicherung beziehungs- weise für den Deckungsstockanteil in fondsgebundenen Produkten. Dass man sich langfristig nicht auf die Zinsen ver- lassen kann, ist aber klar. Im September senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den momentan maß- geblichen Einlagesatz um 0,25 Prozent- punkte auf 3,5 Prozent. Noch stärker – nämlich um je 0,6 Prozentpunkte – wur- den der Spitzenrefinanzierungssatz für kurzfristige Ausleihungen (derzeit 3,9 Pro- zent) und der Hauptrefinanzierungssatz (3,65 Prozent) zurückgenommen. Es ist nach zwei Jahren hoher Levels heuer die zweite Absenkung.Weitere könnten folgen. Biometrie weiter wesentlich Für die Lebensversicherungen bedeutet das, dass sie sich im Vertrieb weiterhin auf ihre „inneren Werte“ besinnen müssen, damit das Zinsumfeld nicht wieder zum Showstopper wird. Darauf macht Hartwig Löger, Chef der Vienna Insurance Group (VIG), aufmerksam. „Wir haben in den Jah- ren niedriger Zinsen gelernt, unsere Vortei- le aufzuzeigen. Wir sind über unser Pro- dukt in der Lage, wirklich lebenslang Pen- sionen zu gewährleisten. Und wir haben zunehmend die Absicherung biometri- scher Risiken integriert.Dieser Faktor rückt wieder deutlicher in den Vordergrund“, sagte Löger gegenüber der Redaktion am Rande einer Veranstaltung. Produktmäßig sei es für Versicherungen wichtig, die Bio- metrie „weiter im Auge zu behalten“. Man werde in der Produktentwicklung weiter „flexibel und kreativ vorangehen“. » Wir haben in den Jahren niedriger Zinsen gelernt, unsere Vorteile aufzuzeigen. « Hartwig Löger, VIG Finanzielle Vorsorgeberatung braucht Argumente, warum eine Veranlagung an den Kapitalmärkten sinnvoll ist. Eine Studie zu den verschiedenen Pensionssystemen in Europa liefert Substanz. FONDS & VERSICHERUNG Pensionsmodell 174 fondsprofessionell.at 3/2024 FOTO: © OLEKSANDRA KOROBOVA | STOCK.ADOBE.COM
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