FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023
Mauer blümchen Investmentfaktoren wie Value oder Size stehen im Rampenlicht. Doch daneben spürten findige Forscher weitere Prämien auf, die ein Schattendasein fristen – mitunter zu Unrecht. E igentlich wollten die beiden US-Öko- nomen Eugene Fama und Kenneth French nur eine bessere Erklärung für die Entwicklung von Kapitalmarktrenditen liefern. Mit ihrem Faktorenmodell stießen die beiden aber nicht nur eine Revolution in der Finanzwissenschaft an, sondern lös- ten auch eine regelrechte Schatzsuche aus: Eine Heerschar an Forschern ging auf die Pirsch nach weiteren Faktorprämien.Man- che der Fundstücke gri die Investment- industrie begierig auf und setzte sie in Pro- dukten um. Andere fristen dagegen ein Schattendasein. Denn der Einsatz, aber auch die Vermarktung von Faktoren ber- gen ihre Tücken. Das in den 1990er-Jahren gereifte Fakto- renmodell von Fama und French fußt ur- sprünglich auf drei Elementen: der Markt- rendite, einer geringenMarktkapitalisierung, auch Size genannt, und einem geringen Kurs-Buchwert-Verhältnis, also Value. Dies inspirierte gestandene Finanzwissenschaftler wie Nachwuchsakademiker, weitere Ele- mente zu suchen, die die Entwicklung von Kapitalmarktrenditen beein ussen.Das Fie- ber heizten Fama und French sogar selbst an. Denn ihrem Drei-Faktor-Modell fügten sie später zwei weitere Elemente hinzu: Pro- tabilität und Low Asset Growth. „In der Finanzwissenschaft ist ein Wald, ja geradezu ein Urwald an Faktorprämien herangewachsen“, kommentiert Thomas Meinke, Investmentstratege bei Dimensio- nal Fund Advisors, die Entwicklung. „In der akademischen Welt gibt es den Anreiz, Fachartikel zu publizieren“, erklärt Meinke die Goldgräberstimmung. „Diese konzen- trieren sich naturgemäß auf Neues und weniger auf die Bestätigung bekannter Phänomene.“ So gelten die meisten der im Faktor-Rausch aufgestöberten Prämien in der Wissenschaft als kaum belastbar. Sie entspringen häu g einfach nur zeitweili- gen Konstellationen, die sich aber über an- dere Zeiträume und in anderen Märkten nicht nachweisen lassen. Gut belegt Einige der Funde lassen sich jedoch mehrfach belegen, sie gelten beispielsweise sowohl für US-Aktien als auch für Schwel- lenländertitel und zeigen sich auch in den Börsenkursen des 19. Jahrhunderts. Dazu zählen manche Experten eines der von Fama und French in ihrem Fünf-Faktor- Modell ergänzten Elemente. „Die Prämie Low Asset Growth wurde schon vor 15 Jahren in wissenschaftlichen Aufsätzen for- muliert, ist empirisch gut belegt und sach- logisch erklärt“, sagt Gerd Kommer. Der Buchautor und Vermögensverwalter be- schäftigt sich mit wissenschaftlich begrün- deten Investmentmodellen und initiierte jüngst einen Indexfonds, der auf Faktor- prämien setzt. Hinter Low Asset Growth, zu Deutsch langsames Bilanzwachstum, steckt die Idee, dass die Unternehmen, die vergleichsweise » Die Growth-Branche hatte 2002 und 2003 ihr Nahtoderlebnis. « Gerd Kommer Leicht zu übersehende Schönheit: Während manche Faktoren die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich ziehen, blühen andere Prämien eher im Verborgenen. Dabei bergen diese durchaus Reize fürs Portfolio. MARKT & STRATEGIE Faktorinvestments 86 fondsprofessionell.at 4/2023 FOTO: © ISNURNFOTO | STOCK.ADOBE.COM
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