FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Wir sind ein Team von neun Investment- pro s mit in Summe über 100 Jahren Er- fahrung im Gesundheitssektor, darunter drei Promovierte und ein Arzt. Wir verste- hen die Wissenschaft bis hinunter zur mo- lekularen Ebene, wissen, wie diese Medika- mente funktionieren, und haben ein Ver- ständnis für die Planung klinischer Stu- dien. Außerdem konzentrieren wir uns in der Regel auf spätere Phase-III-Zulassungs- studien. Bei denen sind die Erfolgschancen mit durchschnittlich 50 Prozent höher. Trotzdem noch eine sehr hohe Ausfallrate zum Schluss … … und der Markt geht bei den meisten Studien von dieser 50-prozentigen Erfolgs- rate aus. Wir sehen das aber anders und setzen genau da an. Wir glauben, es gibt unter diesen Medikamenten solche mit höherer Erfolgswahrscheinlichkeit von viel- leicht 70 bis 80 Prozent und andere, die wahrscheinlich scheitern. Wie erkennen Sie den Unterschied? Damit ein Medikament erfolgreich sein kann, muss man das richtige Molekül zur richtigen Zeit in ausreichender Konzentra- tion an den richtigen Ort bringen. Wenn in den klinischen Studien nur eines dieser Details nicht passt, hat man eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das scheitert. Ein Biotech-Unternehmen könnte zum Bei- spiel ein vielversprechendes Molekül haben, das aber schwere Nebenwirkungen verursacht. Man verringert also die Dosis, dadurch sinkt aber die Wirksamkeit und damit die Chance auf Erfolg. Der Punkt ist: Wir müssen nicht perfekt sein, sondern nur akkurater als der Markt. Wenn wir in 70 Prozent der Fälle richtigliegen statt nur zu 50 Prozent, können wir dauerhaft Mehrwert schaffen. Die Wirkung ist nicht alles. Es muss auch kommerziell ein Erfolg werden … Co-Portfoliomanager Dan Lyons und ich investieren gemeinsam seit 23 Jahren in Bio- tech und haben in dieser Zeit beobachtet, dass die Wall-Street-Schätzungen zum kom- merziellen Erfolg zu 90 Prozent falsch sind – entweder übertrieben hoch oder viel zu niedrig.Wir wissen zum Beispiel: Wird ein Medikament von Medizinern, Patienten und Geldgebern unterstützt, dann übertrifft die Performance üblicherweise die Erwar- tung. Hat jedoch nur eine dieser Gruppen Bedenken, ist der Launch oft enttäuschend. An diesem Punkt entscheidet sich, ob eine Arznei Milliardengewinne bringt oder das Unternehmen sogar pleitegehen könnte. Was bietet der Biotech-Markt momentan den Anlegern? 2023 wird ein Rekordjahr mit bis zu 80 bewilligten Medikamenten in den USA; der Rekord lag bisher bei 59. In den ver- gangenen fünf Jahren wurden rund 250 neue Produkte zugelassen – doppelt so vie- le wie vor 15 Jahren.Wir sehen den Beginn eines Wachstumszyklus. Wie viele dieser 250 neuen Medikamente werden tatsächlich Blockbuster? Im Jahr 2000 gab es nur zwei Biotech- Blockbuster mit insgesamt fünf Milliarden US-Dollar Umsatz. Vergangenes Jahr waren es 117, die gemeinsam über 465 Milliarden » 2023 wird ein Rekordjahr mit bis zu 80 bewilligten Medikamenten in den USA. « Andy Acker, Janus Henderson FOTO: © GÜNTER MENZL fondsprofessionell.at 4/2023 83

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