FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

lich geht: nämlich Geld eine gute und sinnvolle Richtung zu geben. An diesen Punkten setzen wir an. Heuser: Inwiefern? Mozer: Wir verstehen die Unternehmen, in die wir investieren, als Konstrukte, die – neben der Gewinnerzielung – eine gesell- schaftliche Verantwortung haben.Wir sind dabei aber keine Dogmatiker, die mit erho- benem Zeige nger alles besser wissen. Viel- mehr würdigen wir die Wirtschafts- und Lebensrealitäten der Unternehmen. Wir sind überzeugt, dass die Integration von Sinnhaftigkeit in der Geldanlage nicht davon geprägt sein darf, dass man sich auf die Suche nach dem heute schon perfekten Unternehmen begibt. Michael Viehmann: Sondern? Mozer: Ein Unternehmen, das alles richtig macht, existiert schlicht und ergreifend nicht. Wir agieren daher nicht rückwärts- gerichtet und fokussieren nicht auf den Ist-Zustand eines Unternehmens, sondern begreifen uns vielmehr als vorausschauen- der Wegbegleiter. Viehmann: Was sind die Kriterien, nach denen Sie entscheiden, ob Sie investieren oder eben nicht? Mozer: Bei den Kriterien müssen wir di e- renzieren: zwischen der Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens und seinem ökono- mischen Erfolg, also der Performance. Ich vermute, Ihre Frage zielt auf den ersten Teil ab. Hierfür haben wir ein eigenes System zur Bewertung von Unternehmen ent- wickelt.Wir ermitteln dabei den sogenann- ten Rezoom Z-Score, wobei das „Z“ für Zukunftsfähigkeit steht, ein Wort, das ich dem zum Unwort verkommenen Begri der Nachhaltigkeit vorziehe. Der Score basiert auf vier Kategorien, die jeweils mit null bis fünf Punkten bewertet werden. Nur solche Unternehmen, die zwölf von maximal 20 möglichen Punkten erreichen, haben überhaupt die Chance, es ins Port- folio zu scha en. Die erste Kategorie be- tri t unsere Ausschlusskriterien, die zweite ein Set an Negativkriterien. Als dritte Ka- tegorie beurteilen wir ESG-Analysedaten eines externen Anbieters. Und als vierte Kategorie kommt etwas hinzu, das wir als die Beurteilung nach „Sinn und Verstand“ bezeichnen. Viehmann: Womit was genau gemeint ist? Mozer: In den letzten Jahren hat das mechanische Abarbeiten von ethisch-öko- logischen Aspekten in Unternehmen teils zu seltsamen Ergebnissen geführt. Je mehr nanzielle und zeitliche Ressourcen ein Unternehmen zur Verfügung hat, desto besser ist oft das ESG-Rating. Large Caps werden systematisch bevorzugt, viele Small und Mid Caps und Unternehmen der Schwellenländer kommen teils unberech- tigt unter die Räder. Sauren: Geben Sie uns ein Beispiel? Mozer: Ein Paradebeispiel ist die Nahrungs- mittelindustrie. Hier nden sich unter den Favoriten der ESG-Analysten Fast-Food- Ketten und Hersteller von zuckerhaltigen Lebensmitteln. Der Fokus der Analysen liegt dann darauf, ob man eine ISO-14001- Zerti zierung oder eine Recycling Policy hat. Auf der anderen Seite hat man ein Un- ternehmen wie die schwedische Renewcell, die Lösungen zur Wiederverwendung von Textilabfällen in der industriellen Fertigung bietet, um so die Kreislaufwirtschaft zu för- dern. Die Investierbarkeit in Bezug auf de- ren Zukunftsfähigkeit unter dem ethisch- ökologischen Aspekt liegt gewissermaßen auf der Hand. Allerdings schneiden sie bei ESG-Analysten schlecht ab, da nicht ausrei- chend Ressourcen vorhanden sind, um die geforderten Checklisten auszufüllen. Dabei ist klar: Bei der Beurteilung nach Sinn und Verstand be nden wir uns immer in Grau- bereichen – jeder Mensch hat ein anderes » Was nützt die beste Nachhaltigkeit, wenn nichts verdient wird? « Alexander Mozer, Rezoom World Eckhard Sauren, Sauren Fonds-Service MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Alexander Mozer | Rezoom World 70 fondsprofessionell.at 4/2023 FOTO: © STEFAN GREGOROWIUS NACHHALTIG NACHGEFRAGT

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